Totale Überwachung von chinesischen Domainbetreibern
Dass die chinesische Regierung ganz eigene Auffassungen über das Internet hat, ist hinlänglich bekannt und in der Vergangenheit wurden immer wieder ausländische Online-Domains und Internetdienste für Besucher gesperrt. Doch jetzt scheint das System gegen chinesische IT Firmen und Domainbetreiber vorzugehen und riegelt sie vom Web ab.
Bisher waren Verbindungen über VPN-Netzwerke in China geduldet. Viele Domainbetreiber wählten die teure Variante der Internetverbindung, da das ausländische Internet sonst kaum noch erreichbar ist. Die Geschwindigkeiten außerhalb des chinesischen Netzwerks sind ohne VPN-Verbindungen einfach zu langsam, um Informationen einzuholen oder mit ausländischen Kunden in Verbindung zu bleiben. Auch ausländische Firmen mit Zweigstellen in China nutzten das VPN-Netzwerk zum Datenaustausch.
VPN-Anbieter wie Astrill und StrongVPN registrieren seit Jahresbeginn 2015 immer wieder größere Ausfälle und Störungen im chinesischen Raum. Die Zensoren schließen VPN Domainzugänge und unterbinden damit die Kontakte nach außen – mit möglicherweise fatalen Folgen für die Wirtschaft des Landes. Externe Beobachter befürchten, dass die rückschrittliche Entwicklung des Internets oder sogar die Verwandlung in ein Intranet ernste Folgen für Tausende Unternehmen haben könnte.
Junge chinesische Domainbetreiber aber auch internationale Großkonzerne sind auf das Internet angewiesen. Eine Rückkehr zu Speichermedien oder Daten, die per Fax versandt werden, wäre ein gewaltiger Schritt aus dem technischen Zeitalter heraus. Wenn die chinesische Regierung das Internet zensiert und sowohl ausländische Onlinedienste als auch chinesische Webseiten sperrt, könnten sich vielversprechende Handels- und Industriepartner abwenden. Es ist für globale Unternehmen nicht hinnehmbar, dass Domains gesperrt und Such- oder Maildienste behindert werden.
Wenn China sich der Weltgemeinschaft öffnen will, kann es nicht gleichzeitig die eigenen Menschen und ansässige Konzerne aus dem Web aussperren. Leider scheinen die Sorgen der Beobachter schon Realität zu sein, denn die Online-Umfrage der EU-Kammer unter den Unternehmen, die Fachleute in China haben, gestaltet sich sehr schwierig. Vor Ort können Domainaccounts, Mailaccounts und sogar die Online-Befragung nicht mehr geöffnet werden. Viele Firmen sind bereits vom restlichen Internet getrennt und greifen auf „Notfallpläne“ zurück, die Zeit und Geld kosten.
Und die Folgen? Wirtschaft, Handel und Forschung in China könnten leiden, wenn kein internationaler Austausch mehr stattfindet. Scheinbar steuert die chinesische Regierung auf eine totale mediale Abkopplung hin und gefährdet wissentlich die wirtschaftliche Grundlage chinesischer Unternehmen, die vom Internet abhängig sind.
Wolfgang Wild Domainsmalltalk