Internet: heimliches Netzwerk in Havanna

1. Februar 2015 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

Kubas Jugend betreibt internes Covert Netzwerk

Ein Leben ohne das Internet scheint heute fast unmöglich, denn Menschen, Behörden und Unternehmen sind international miteinander vernetzt. Dennoch gibt es einen weißen Fleck auf der weltweiten Internetkarte. Kuba ist abgeschnitten vom World Wide Web und gehört zu den am wenigsten vernetzen Staaten der Erde. Nur wenige Menschen erhalten die Erlaubnis zur Nutzung des Internets und zum Führen eigener Domains.

Abgeschnitten vom Internet hat sich in Havanna eine Parallelgesellschaft entwickelt: ein geheimes Covert Netzwerk, das Tausende Computer in Havanna verbindet. Eine Mini-Online Welt zum Chatten, Spielen und auch zum Download von Filmen, Musik oder Informationen.

SNet – Streetnet – verbindet seit 2001 mehr als 9.000 Computer mit Wlan- Antennen und Ethernet-Kabel über die Dächer der kubanischen Hauptstadt hinweg oder über unterirdische Leitungen. Eine perfekte Illusion des echten Internets, mit Domainzugängen, einer riesigen „Spiele-Welt mit Multi-Playern“und Shopping-Domains und Kopien von Wikipedia, die von Aktivisten regelmäßig aktualisiert werden. Kunden von SNet kaufen „Pakete“ mit Zeitschriften oder Lehrmaterial auf USB Sticks.

Rafael Antonio Moreno Broche hat das Netzwerk mit aufgebaut und fühlt sich als Teil einer Gemeinde, die das starke Verlangen nach Kommunikation mit der realen Internetgemeinde mit diesem Netzwerk zumindest ein wenig kompensiert. Rund 2000 User nutzen SNet pro Tag zur Verbindung mit einem internen sozialen Netzwerk nach dem Vorbild von Facebook.

Dennoch ist die Teilnahme am SNet ist für viele Kubaner zu aufwendig und teuer, denn das Durchschnittsgehalt liegt bei gerade mal 25 USD. Studenten oder Hausgemeinschaften in Havanna teilen sich meist einen SNet Zugang und verlegen dafür kilometerlange Ethernet-Kabel.
Kubanische Regierung ignoriert den Wunsch nach Internet

Seit Jahren verschließt sich die kubanische Regierung dem Wunsch der jungen Kubaner nach offiziellen Zugängen zum Internet. Nur eine Handvoll Firmen und Personen haben Internetzugänge oder Domainberechtigungen. Alle Online-Aktivitäten werden streng überwacht und wer mit Freunden oder Familie im Ausland in Kontakt treten will, muss in einem Internetcafé oder der PC Station in einem Hotel für eine Stunde Internet ein Viertel eines Monatslohns bezahlen.

Regierungsbeamte äußern sich nur ungern und schieben den reglementierten – oder besser nicht vorhandenen – Internetzugang auf das alte Handelsembargo der USA, das den technischen Fortschritt verhindert hätte. Doch während die Regierung moderne Telekommunikationsgeräte anschaffen will, soll das Netz für einen breiten Internetempfang nicht ausgebaut werden. Die USA Regierung hatte Hilfe bei der Installation der notwendigen Technologien angeboten, um der kubanischen Bevölkerung den Weg ins Internet zu ermöglichen und auch Wirtschaft und Handel zu vernetzen.

Externe Beobachter vermuten, dass die Regierung die Bevölkerung weiterhin kontrollieren will und die absolut überteuerten Gebühren für Handy und Internet eine verlässliche Einnahmequelle für den klammen Staat sind. Für WLAN Netze werden kostenpflichtige Lizenzen vergeben und laut der kubanischen Regierung ist SNET illegal. Trotzdem wird das Netzwerk stillschweigend geduldet, solange alle an die Gesetze halten. Die Zugänge werden von Administratoren überwacht und User, die Domainkriminalität verüben oder Pornodomains öffnen werden sofort abgeschaltet.

Eine funktionelle Scheinwelt der Kubaner, die sich nach dem echten Internet sehnen und das Beste aus ihrer Situation machen. Damit haben sie den Respekt aller Internetnutzer verdient.

 

Wolfgang Wild
Domainsmalltalk

 

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