Ich habe bei Domain Smalltalk schon öfters Artikel über die SEO Vorteile von Keyword Domains geschrieben. Auch wenn ich in der Projektierung und Suchmaschinenoptimierung einige eigene Erfahrungswerte habe, bin ich in Sachen SEO eher ein ambitionierter Amateur. So dachte ich, Domain Smalltalk könnte ein Interview mit einem gestandenen SEO gut gebrauchen.
Interview mit Marcell Sarközy
Marcell Sarközy kümmert sich seit 4 Jahren um die Suchmaschinenoptimierung bei verschiedenen Firmen und sorgt dafür, dass richtig harte Keywords zum Platz an der Sonne bei Google & Co gelangen. Sein Blog SEO Deluxe ist inzwischen zur Pflichtlektüre in der SEO Szene geworden.
Marcell, vielen Dank, dass Du Dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Stell Dich bitte den Domain Smalltalk Lesern vor.
Mein Name ist Marcell Sarközy, ich bin 34 Jahre jung, verheiratet und ich habe zwei Kinder. Geboren und aufgewachsen in Berlin lebe ich seit knapp drei Jahren in München. Ausgebildet als Informatik Spezialist für Webdesign und Workflow Management war ich für viele Arbeitgeber tätig: bei verschiedenen kleinen Webagenturen, als PL1 Programmierer bei der Allianz, als Betatester beim Heise Verlag, als Quality Rater bei Google, als Webdeveloper für posterXXL und als Content Manager und Suchmaschinenoptimierer für Timelife Europe. Zurzeit arbeite ich als Inhouse SEO bei Sixt, Deutschlands Autovermieter Nummer Eins.
Du betreibst einen der Interessantesten Deutschen SEO Blogs. Seit wann blogst Du und wer ist Deine Hauptleserschaft?
Mit meinem SEO Blog Seodeluxe blogge ich ungefähr seit Februar 2008, also ziemlich genau ein Jahr. Ich hatte vorher schon einige Blogs, aber das waren mehr oder weniger nur Spielereien, um die Technik auszuprobieren. Meine Hauptleserschaft sind sicher suchmaschinenaffine User, die mehr über SEO wissen wollen. Das sind meistens ganz normale Leute, die eine Webseite oder einen Online Shop besitzen und diesen nun durch SEO bekannter machen wollen. Einen großen Anteil der Leserschaft machen natürlich auch die anderen SEOs aus, die ich an dieser Stelle auch recht herzlich grüßen möchte.
Betreibst Du auch andere Blogs?
Im Moment nicht. Vor langer Zeit hatte ich einen Webdesign Blog, der dann aber mehr und mehr in Richtung SEO und Google abgedriftet ist. Ich hatte den Blog auf Englisch geschrieben, viele Artikel waren über Google Mods und Hacks, was mir dann auch viele Besucher gebracht hat. Irgendwann fehlte mir dann einfach die Zeit und der Blog wurde nicht weiter gepflegt. Das Ganze lief dann noch unter einer dubiosen „dl.am“ Domain. Der Betreiber ist dann irgendwann von der Bildfläche verschwunden und somit war die Domain leider auch weg. Heute existiert nur noch ein lokales Backup.
In anderen Ländern ist das Bloggen sehr verbreitet, vor allem Fachblogs aus allen möglichen Bereichen sind sehr populär. Warum meinst Du gibt es in Deutschland so wenige Fachblogs und warum sind denn gerade SEOs eine besonders fleißige Blogger Gruppe?
Deutschland ist ja leider nicht immer vorne mit dabei, wenn es um Trends und neue Technologien geht. Selbst heutzutage treffe ich auf Leute aus der IT-Branche, denen gar nicht klar ist was ein Blog überhaupt ist und welchen Sinn es erfüllen kann. Das wird dann immer schnell als persönliches Tagebuch abgetan. Dass es zu wenige Fachblogs gibt, kann ich nicht behaupten. Man muss halt nur mal gescheit mit Google danach suchen, z.B. mit der Google Blogsuche. Den meisten fehlt einfach der Bekanntheitsgrad.
Das SEOs besonders fleißige Blogger sind hat meines Erachtens viele Gründe. Zum einen gibt es bekannte Mechanismen der Suchmaschinenoptimerung, die aufgrund neuer Trends oder Ereignisse dann auch entsprechend neu bewertet werden müssen. Zusätzlich kursieren immer wieder Theorien und Gerüchte, hier wird dann die Szene gefragt um sich zu konsolidieren. Und warum wir SEOs generell so viel Bloggen liegt doch auf der Hand – Google liebt Content, oder?
Sollte nicht jede Firma, allein schon aus Suchmaschinenoptimierungs Gründen einen Blog betreiben?
Auf jeden Fall. Aber bei einem Corporate Blog geht es meiner Meinung nach nicht in erster Linie um die Suchmaschinenoptimierung, sondern um den interessierten Leser. So haben wir als Beispiel vor einiger Zeit den Sixt Blog gestartet und schreiben dort nun Artikel aus der Welt der Autovermietung. Viele Menschen interessiert das, und wir haben gute Zugriffszahlen ohne jegliche SEO Maßnahmen. Jede noch so kleine Firma hat immer irgendwelche Interessenten, und die wollen die Informationen die nicht auf der normalen Firmenwebsite zu finden sind. Zusätzlich steht man ja mit seinem Blog in direktem Dialog mit den Kunden und kann so gezielt Fragen und Kritik sammeln. Denn hinter jeder Kritik steht ein Kunde, der ein Bedürfnis hat und dieses (noch) nicht erfüllt bekommt. Manchmal haben Kunden auch tolle neue Ideen und posten diese als Kommentar. Die Wertschöpfung eines Corporate Blogs ist meiner Meinung nach in vielfältiger Weise vorhanden.
Welche Blogs liest Du regelmäßig?
Ich lese regelmäßig eine Vielzahl an SEO und Online Marketing Blogs. Die alle aufzuzählen würde den Rahmen hier sicher sprengen, es sind aber ungefähr 50 handverlesene Blogs. Wenn ich es zeitlich schaffe schaue ich täglich meinen Feedreader durch und überfliege die Überschriften. Weckt die Überschrift oder das Thema meine Neugier wird der Artikel dann auch gelesen.
Unser Thema hier sind Domains. Wie wichtig würdest Du die Domain als Erfolgsfaktor in der Suchmaschinenoptimierung einstufen?
Dieser Faktor ist sehr wichtig. Google liebt Relevanz und die URL spielt hier eine zentrale Rolle. Aus SEO Sicht ist die Verwendung von guten Keywords in der URL sogar wichtiger als die TLD Endung. Zusätzlich sieht der User bei Google die gesuchten Keywords in der URL hervorgehoben, das schafft Vertrauen und animiert zum Klicken. Wird die Domain zusätzlich mit Google AdWords beworben gibt es noch einen direkten Zusammenhang. Taucht das gebuchte Keyword in der Ziel-URL auf fließt das mit in die Berechnung des Quality Score ein – der Klickpreis sinkt unter Umständen. Neben gutem Content ist die Wahl einer keywordlastigen URL meines Erachtens einer der wichtigsten Punkte überhaupt bei der Onpage Optimierung.
Was hältst Du von IDN Domains? Warum findet man denn so wenige Umlaut Domains in den Top Ergebnissen von harten Keywords? Haben IDN Domains so große Nachteile?
Dieser Trend hat sich einfach nicht durchgesetzt, ich denke auch viele Leute haben das schlichtweg gar nicht mitbekommen das IDN Domains überhaupt existieren. Als diese Domains auf den Markt kamen habe ich mir gleich die Domain sarközy.de reserviert, leider gab es nur Probleme damit. Um die angezeigt zu bekommen musste man sich erst mal ein Plugin vom Provider installieren, das die URL richtig aufgelöst hat. Keiner aus der Familie und von Freunden hatte das aber und so konnte keiner meine Webseite sehen, ich habe die dann auch schnell wieder gekündigt. Man hat übrigens auch ein Problem, wenn man im Ausland an einer Tastatur ohne Umlaute sitzt und dann eine IDN Domain aufrufen will. Was nicht in die Masse dringt ist unwirksam, deswegen halte ich generell nichts von IDN Domains. Auch die Suchmaschinen tun sich offenbar immer noch schwer dabei, diese Domains in Ihr System einzupassen, man findet kaum IDN Domains in Spitzenpositionen.
Von vielen Webentwicklern und z.T. auch SEOs bekommen wir Domainer Argumente zu hören a la „Den Vorteil einer generischen Domain kann ich jederzeit mit ein Paar Backlinks mehr wieder Wettmachen“. Was würdest Du auf solche Argumente antworten?
Das stimmt mit Sicherheit zum Teil, da Backlinks nun mal das A und O für das Ranking einer Webseite sind. Wenn man keine sinnvolle generische Domain für sein Projekt reservieren kann oder mit einer alten Domain arbeiten muss dann ist das eben so. Es geht aber nicht primär darum einen Vorteil mit etwas anderem auszugleichen sondern alle Vorteile in sein Projekt einfließen zu lassen. Gutes SEO ist ja die Summe aller Optimierungsmaßnahmen zusammen.
Hast Du bereits Erfahrungen gemacht, welche TLDs für Deutschland besser ranken und welche schlechter?
Die meisten Projekte, die ich betreut habe waren .DE Domains, einige wenige .COM und noch weniger .BIZ / .NET / .ORG. Natürlich sollten länderspezifische Domain im jeweiligen Land immer am besten ranken, aber generell kommt es auf den Content, das Alter und den Trust der Seite an. Von daher habe ich hier keine speziellen Erfahrungen gemacht, die ich weitergeben kann.
Was würdest Du uns Domainern raten, um unser Produkt Generische Domain mehr zu verbreiten?
Keywordlastige generische Domains sind aus SEO Sicht absolut notwendig, natürlich sind die „Filets“ schon seit langem vergeben. Daher reservieren sich die User dann unsinnige Alternativen mit zum Teil ellenlangen Namen oder mit Web 2.0 Namen, die man dem Produkt oder dem Service aber nicht logisch zuordnen kann. Besser wäre es hier sicher eine Domain von einem professionellen Domainer zu kaufen. Das kann zwar einiges kosten, Domains können aber echtes Gold wert sein. Ich kann auch nur dazu raten vom Profi zu kaufen, da man sonst Gefahr läuft eine „verbrannte“ Spam Domain von einem unseriösen Anbieter zu kaufen – das vermeintliche Schnäppchen kann dann zu bösem Erwachen führen. Hier sollten sich Domainer einfach stärker positionieren und vielleicht mehr auf Beratungsleistung setzen, oder proaktiv mit SEOs zusammenarbeiten.
Wie können wir dem Schrottpressen-Hersteller klar machen, dass er die Domain Schrottpresse.de braucht und nicht mein-schöner-firmenname-gmbh.de?
Wenn der Schrottpressen-Hersteller nicht so bekannt ist, dass sein Name als Markenname erkannt wird, dann wird niemand eine logische Verbindung zwischen ihm und seiner Webseite herstellen können. Ich arbeite ja z.B. für einen Autovermieter, dessen Name zu 90% in Deutschland bekannt ist und mit dem Produkt in Verbindung gebracht wird. Die Leute tippen also direkt den Markennamen bei Google oder der Suchmaschine ein.
Diesen Effekt hat der Schrottpressen-Hersteller nicht. Er muss also einen logischen Zusammenhang zwischen dem Namen seiner Domain und dem Inhalt seiner Webseite herstellen. Das die Domain max-mustermann.de aber von Schrottpressen handelt erschließt sich ja erstmal nicht. Wenn ein User aber schrottpresse.de hört oder liest weiß er sofort, um was es da wahrscheinlich geht.
Ähm, was kann ich SEO Technisch bei Domainsmalltalk verbessern?
Nicht allzu viel, man sieht ja dass Du Dich schon mit SEO beschäftigt hast. Eventuell die Meta Description ein wenig kürzen und den Deinen Namen eher ans Ende stellen. Keywordlastiger Content ist genug vorhanden, die Weiterleitungen (mit / ohne www, .com und .de) funktionieren einwandfrei. Was mir eindeutig zu wenig ist sind Links aus dem Content heraus, zusätzlich würde ich das WordPress Template komplett auf Deutsch lokalisieren. Schließlich mehr dauerhafte Backlinks aufbauen, z.B. durch Kooperationen und beständige Promotion der Webseite.
Marcell, ich danke Dir ganz herzlich für das Interview und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg. Wir lesen uns sicher noch.
Kann das spärliche Vorhandensein von IDN-Domains in den SERPS nicht auch eine Folge der (ehemaligen) Browserinkompatibilität sein? Also lange Zeit war es den meisten Surfern ja wirklich nicht möglich diese Domains aufzurufen (selbst heute ist das ja teils noch der Fall). Meiner Meinung nach befinden wir uns zurzeit noch deutlich in der Umbruchsphase. Der Anteil der Besucher, die die Domains potenziell noch nicht richtig auflösen können (IE 6 ohne Plug-In), ist noch zu hoch, um auf sie freiwillig zu verzichten. Eine Benachteiligung von IDN-Domains in den SERPS wäre aber mittel- bis langfristig eigentlich Unsinn. Technisch traue ich Google schon zu, die IDNs richtig implementieren zu können.
Bei Topkeys sind diese Domain nicht zu sehen, da auf diesen Positionen 1. keine Besucher verschenkt werden sollen und 2. weil eine Optimierung auf Topkeys in der Regel nicht von heute auf morgen möglich ist. Somit benötigen die gut platzierten IDNs (die vielleicht heute, vielleicht morgen gestartet werden) noch eine ganze Zeit.
Meine Theorie zu der Sache. Was hältst Du/Ihr davon?
Als deutscher Nutzer präferiere ich die Eingabe einer Umlautdomain eindeutig. Ähnliches Feedback habe ich auch im Freundes- und Verwandtenkreis erhalten.
[…] In ganz eigener (Blog-)Sache Februar 12, 2009 — heinka Ein sehr interessantes Interview zu Fragen der Suchmaschinen- und Webseiten-Optimierung bzw. zu allgemeinen Domain-Business-Fragen ist mir heute hier aufgefallen: domainsmalltalk […]
@kabale: auch ich habe wie Marcell schlechte Erfahrungen mit IDN-Domains gemacht, was Technik etc. betrifft und diese wieder gekündigt.
IMHO ist es auch so, das sich der „normale User“ einfach daran gewöhnt hat, keine Sonderzeichen in der URL-Leiste zu verwenden.
Unsinn ist die Benachteiligung in den SERPS übrigens nicht, sie ist technisch begründet. Bei mir hat kein einziger IDN-Backlink funktioniert.
zu den IDNs:
die wurden erst vor Kurzem gleichwertig von google in den Algo einsortiert, und seit dem letzten Update bekommen sie auch PR.
Es ist nun problemlos möglich, IDNs ordentlich zu ranken, was vor einiger Zeit schlicht nicht möglich war.
Da sich das evtl. noch nicht rumgesprochen hat, und das Ranken gerade von harten Keys ja einige Zeit in Anspruch nimmt, wird es also auch noch entsprechend dauern, bis man verstärkt IDNs in den vorderen Serps sieht.
Es wird aber in kurz-/mittelfristig so weit sein.
grüsse,
engel
Bei meiner Recherche zu dem Thema SEO und Interview bin ich auf diesen Blog gestoßen. Die ART und Weise Interviews zu führen, ohne nur bla bla zu machen, hat mir gefallen. Ich sehe aus SEO-Sicht noch viel Potential in diesem Umfeld. Ales zusammen möchte ich sagen: Eine gelungene Aktion.
Martin
Zu IDN Domains:
Verlinkt man dabei aus SEO sicht eigentlich auf den reinen Domainname oder die Punycode-kodierte Variante? oder ist das "egal"?