Leakfälschungen als politisches Instrument?
Vor kurzem tauchte ein Bericht über die Desinformationsmethoden des russischen Geheimdienstes im Internet auf, der genau gezeigt hat, wie solche gefälschten Leaks funktionieren und gezielt genutzt werden.
In der Regel werden Politjournalisten als „Ausgangsmedium“ benutzt. In diesem Fall der US-Journalist David Satter, der eine gefälschte Google Mail mit der Bitte um Änderung des Passwortes erhalten hat. Nachdem er den Direktlink geklickt hat, hatten Hacker Zugang zu seinem Account und veränderten massiv Dokumente, die sie an in seinem Namen an ein (vermeintliches) Hackernetzwerk in Russland verschickten.
Das Citizen Lab der Universität von Toronto beschäftigt sich mit der weltweiten digitalen Manipulation und Überwachung von Dissidenten. Sie hat den Fall Satter geprüft und anhand dieses Verlaufs rund 200 weitere Fälle von Dokumentenmanipulation dokumentiert.
Die gehackten Accounts gehören Chefs von Ölfirmen, Militärangehörige aus diversen Staaten, europäische und US-amerikanische Ministern und hochrangigen Behördenvertretern sowie vielen Journalisten und Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen, die in den USA, der Türkei, Russland oder der Ukraine leben.
Besonders interessant: Mit der Nutzung der Accounts wollen die Hacker meist nicht den Besitzer diffamieren, sondern weisen auf andere Ziele – meist Regimekritiker oder Oppositionelle – hin. Dazu werden die Originalberichte massiv gefälscht und Tatsachen in einen vollkommen neuen Zusammenhang gebracht. Berichten die „unabhängigen“ Hacker, u.a. CyberBerkut, nun über die zugespielten Informationen, nutzt die Politik diese falschen Leaks wissentlich, um „westliche Propaganda zu entlarven“.
Deshalb sendet das Citizen Lab eine Warnung an alle seriös arbeitenden Journalisten, solchen angeblichen Leaks nicht ohne sehr intensive Prüfung aller Fakten Glauben zu schenken. Und auch die Öffentlichkeit sollte nicht mehr unbesehen glauben, was die Politik verbreitet, denn es könnte gut sein, dass nur Gegner diffamiert , Angst geschürt oder ein Wahlkampf nachdrücklich unterstützt werden soll. Wie diesem neuen Phänomen der aufwendigen Berichtfälschung begegnet werden kann, haben die Sicherheitsforscher noch nicht mitgeteilt. Sie rufen allgemein nur zu besonderer Vorsicht und dem Schutz von Daten auf.