Deutsche Presseagentur fällt auf Fake-Newsmeldung von Ryanair herein
Die Deutsche Presseagentur (dpa) ist einem Newsfake aufgesessen. Besonders peinlich: Die Agentur hat die vermeintliche Echtheit der News über die Airline Ryanair dadurch bestätigt, dass sie die News an dpa Kunden weitergegeben hat. Die irische Fluggesellschaft hat die Meldung umgehend dementiert und die Presseagentur damit in Erklärungsnöte gebracht.
Ryanfair-Projekt ist eine Fake Meldung
Die Mail, die am 30.09.2015 im Berliner Büro der dpa einging, trug den Titel: „Press Release – Ryanair for Refugees“ und schien augenscheinlich von der irischen Airline Ryanair zu stammen. In der Nachricht kündigte die Airline an, im Verlauf der Aktion „Ryanfair“ Flüchtlinge von Griechenland und osteuropäischen Ländern aus innerhalb der EU ohne die Prüfung von Visa zu transportieren. In dem Schreiben wurde auch konkrete Details zu Start- und Zielflughäfen sowie Flugdaten angegeben.
Das Büro in Berlin sendete die Nachricht umgehend an die zuständige dpa-Dependance in London, wo sie als Newsmeldung mit einem Kampagnentext versehen wurde. Danach gingen Meldung und Text zurück nach Berlin, wo sie überprüft und an die Kunden verschickt wurde.
Dpa auf Fehlersuche: Keine Nachfragen bei Ryanair eingegangen
Die zuständigen Redakteure der Deutschen Presseagentur haben es versäumt, bei Ryanair direkt nachzufragen und damit die Echtheit und Aktualität der angeblichen Pressemitteilung bestätigen zu lassen. Das sollte bei solchen wichtigen Meldungen eigentlich gang und gäbe sein. Zusätzlich hätte der DomainFake schon beim genauen Lesen der Mail auffallen können, denn die Adresse des Absenders lautete press@ryanfair.org, die Domain von Ryanair ist jedoch ryanair.com.
Wer ist Absender der Fake-Meldung?
Die dpa bemüht sich um Aufklärung und hat versucht, den Absender zu ermitteln. Das erscheint schwierig, denn die IP Adresse des Absenders befindet sich in Italien. Der Versand wurde über Google Mailservices realisiert. Die zugehörige Domain ist ryanfair.org. Sie gehört nicht zur Ryanair Airline und aus der WHOIS Datenbank ist kein Besitzer der Domain hinterlegt. Experten vermuten, dass diese Domain ausschließlich für die Falschmeldung verwendet wurde, da die Eintragung erst am 16.09.2015 offiziell registriert wurde. Auf der Fake-Domain befinden sich Angaben zur Ryanair Flotte und die Falschmeldung. Die Domain sieht der echten Ryanair-Domain täuschend ähnlich.
Das Fazit der Presseagentur: bessere Recherchen und Rückversicherungen
Die dpa hat schon mehrfach Falschmeldungen erhalten, konnte aber meist durch Recherchen die richtigen Fakten sondieren und so einen Fauxpas umgehen. Das Regelwerk der Presseagentur wird ebenso kontinuierlich angepasst, wie die Vorgabe zur Prüfung von Nachrichten, die über Internetaccounts eingehen. Zudem sollten bei wichtigen Meldungen immer Rückversicherungen vorgenommen werden.