Illegales Hacken scheint bei Minderjährigen und Personen unter 30 Jahren „im Trend“ zu liegen. Oft sind sie sich nicht einmal bewusst, dass sie dadurch straffällig werden. In der EU hat man registriert, dass immer mehr junge Menschen mit dem Gesetz kollidieren und suchen nach Lösungen, die sogenannten „Hackerkids“ auf den richtigen Weg zu lenken – ohne Gefängnis oder Geldstrafen.
Mike Jones, ein bekannter ehemaliger Hacker sagt zu diesem Thema: „Cyberkriminalität kennt kein Alter und leider sind Kinder, da sie naiv und verletzlich sind, die Mehrheit derjenigen, die zu dieser Gruppe von Cyberkriminellen werden.“ Er weiß um das gefährliche Suchtpotenzial des Hackens: „Hacken und Sucht gehen Hand in Hand. Der Grund, warum ich das sage, ist, dass jeder, der eine suchtiaffine Persönlichkeit hat, leicht süchtig nach einem Adrenalinschub werden kann, und das ist genau das, was das Hacken bietet, es ist dieses Biofeedback, dieser Rausch.“ Die EU ließ bereits 2016 eine Studie zu diesem Thema erstellen, die die These von Jones bestätigt.
Das probate Mittel aus dieser Abhängigkeit kann Rehabilitation oder auch ein neuer Anreiz sein. Jones erklärt: „Ich bin Vollzeit-Penetrationstester, meine Aufgabe besteht hauptsächlich in technischen Penetrationstests, Webanwendungen und internen Netzwerken für große Organisationen und Behörden. „Ich habe fast jede Woche die Möglichkeit, zu einem anderen Unternehmen zu wechseln und verschiedene Systeme auszuprobieren. Das erfüllt mich mit Freude, denn ich kann es bereits legal tun, und ich denke, dass dieser Beruf eine wirklich gute Wahl ist.“. Das könnte für junge Hacker ebenso interessant sein, wie die e Cybersicherheit und Ethical Hacking.
Hackerkids: Chancen und Ideen für neue Lebenswege
Mittlerweile hat man in Verbrechenbekämpfungsstelen und Polizeibehörden europaweit erkannt, dass Haftstrafe bei solchen „naiven“ und jungen Tätern nicht das richtige Mittel sind, um sie auf den legalen Weg zu führen und richten jetzt in vielen europäischen Ländern Präventions- und Rehabitlitationsprogramme für diese Zielgruppe ein. Die Ansätze dabei sind ganz unterschiedlich.
Finnland war 2020 mit dem Projekt „Cybercrime Exit“ der Vorreiter für die Nachbarstaaten Schweden und Dänemark. Das Präventionsprogramm richtet sich an 12-25 jährige und ist als Lehrprogramm ausgerichtet, das den Unterschied zwischen legalen und illegalen Hacking-Aktivitäten vermittelt.
Großbritannien setzt auf Rehabilitation und bietet seit 2017 Wochenendcamps für ehemalige junge Straftäter an. Dort lernen die Hacker Möglichkeiten kennen, auf legalem Weg in der Cyberbranche zu arbeiten. Zusätzlich wurde das Online Portal „Cyber Choices“ eingerichtet, ein Informations- und Lehrprogramm für Erziehungsberechtigte und Eltern, die so ihre Kids über Cyberkriminalität aufklären können. Zudem bietet es Chancen für technischen affine Kids, den richtigen Bereich für ihre Talente zu finden.
Ambitionierte Programme in den Niederlanden
Die niederländische Polizei hat eine Cyberstraftäter-Präventionsgruppe (COPS) ins Leben gerufen, als die Zahl der minderjährigen Hacker, die ins Visier der Polizei gerieten, rasant stieg. Die Teamleiterin Floor Jansen sagt dazu: „Im Rahmen dieser Gruppe arbeiten wir mit privaten Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und Lehrern zusammen, um die Jugendlichen zu sensibilisieren und sie darüber zu informieren, was illegal ist und welche Konsequenzen das für sie selbst und auch für die Opfer hat. Auf diese Weise sind sie zumindest in der Lage, eine informierte Entscheidung zu treffen, ob sie ein Krimineller oder ein ethischer Hacker werden.“
Das niederländische „ COPS HACK_Right“ ist ein Rehabilitationsprogramm für Ersttäter zwischen 12 und 30 Jahren. Die Polizei setzt somit auf Rehabilitation statt Strafen und Haft, um den jungen Menschen zu erklären, dass sie ihre Fähigkeiten besser in der nationalen und globalen Wirtschaft oder sogar auf Regierungsebene einsetzen können, wie Jansen erklärt: „Der Zweck des Projekts ist es, technisch versierten Straftätern beizubringen, wie sie ihre IT-Kenntnisse sinnvoll einsetzen können. Auf diese Weise versuchen wir zu verhindern, dass sie in Zukunft wieder straffällig werden“.
Ob diese und weitere Maßnahmen letztendlich wirken, kann nur die Zeit sagen. Die Teamleiter in Finnland, Großbritannien und den Niederlanden sind von der Ideen überzeugt und hoffen auf weitere Länder, die sich um Jugendliche bemühen, statt sie einfach wegzusperren. Wünschenswert wäre ein EU-Programm mit entsprechenden Leitfäden für diese Arbeit und eine Vernetzung der entsprechenden Stellen.