Da sich das Corona Virus weiter ausbreitet, sollten Veranstaltungen mit großen Teilnehmerzahlen derzeit nur unter großen Hygieneauflagen stattfinden oder ganz abgesagt werden. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) stellt den Schutz des Menschen vor die Veranstaltung und hat ihre 67. Konferenz ins Internet verlegt.
An der virtuellen Konferenz, die sich vor allem durch eine sehr gute technische Ausrüstung auszeichnete, nahmen 535 Personen aus der ganzen Welt teil. Im Public Forum musste sich die ICANN vor allem massiver Kritik an dem .org-Deal stellen und viele unbequeme Fragen dazu beantworten.
.org-Deal: ICANN rechtfertigt sich
Auf dem Forum stellt ICANN-Justiziar John Jeffry klar, dass die ICANN dem Deal noch nicht final zugestimmt hat und alle Aspekte bewerten wird.
Als am 19. November 2019 bekannt wurde, dass die ISOC die gemeinnützige .org-Domain an eine Kapitalgesellschaft verkaufen und damit aus der Gemeinnützigkeit heben lassen will, regte sich weltweit Kritik. Domaininhaber befürchteten mit dem Verlust der NGO auch steigende Preise innerhalb von .org, die sie mit einer Einschränkung der Meinungsfreiheit verbinden.
Andere Mahnende sehen vor allem die Hintergründe des Milliardendeals kritisch und fordern deutlich mehr Transparenz sowie eine Positionierung der ICANN zu solchen Verkäufen. Besonderer Aufreger war, dass Ethos Capital anscheinend nur „nach außen“ als Käufer auftritt, der neue Besitzer aber die Purpose Domain Direct LLC sein wird, zu deren Geschäftsführung neben – im Vertrag unkenntlich gemachten – ICANN Mitgliedern auch der Geschäftsführer von Ethos Capital ist.
Wann der Verkauf von PIR als Registrierungsstelle der .org-Domain abgeschlossen sein wird, ist bisher kaum absehbar, da sich auch die Generalstaatsanwälte von Kalifornien und Pennsylvania mit einem Fragenkatalog an die beiden Parteien und die ICANN gewandt hatten. Die ICANN hatte um eine weitere Verlängerung der Entscheidungsfrist bis mindestens Mitte April gebeten.
Fragen werden nicht beantwortet
Die Podiumsdiskussion war für Fragesteller wenig erhellend. Die Vorstandsmitglieder der ICANN vertrösteten die Teilnehmer und gaben an, sich die „Sorgen und Vorschläge der Community anhören zu wollen, um später darauf zu reagieren. Infrage gestellt wurde auch die Selbstverpflichtungen für Registrys, die Ethos Capital zum Bestandteil des Kaufvertrages machen will. Kritiker sehen aber eine Durchsetzbarkeit ebenso problematisch , wie zeitversetzte bilaterale Vertragsänderungen oder -anpassungen.
Auch weitere dringende Fragen der Teilnehmer wurden nicht beantwortet, sodass die virtuelle Konferenz am Ende keine neuen Erkenntnisse brachte und deshalb auch nicht als Erfolg gewertet werden kann.