Vor den Zeiten des Internet war es einfacher für Künstler und Musik-begeisterte. Die aktuellen Charts wurden ausschließlich nach den Verkäufen von Alben oder Singles errechnet und Manipulationen wurde kein Raum gegeben.
Herrin über die Musik- Film- und Buchcharts ist seit Jahren die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg. Sie arbeiten im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. .Zum Portfolio der Musikcharts gehören z.B. die Top 100 Album-Charts, die Top 100 Single Charts, die Top 30 Compilation Charts sowie die Top 20 Schlager Charts und Top 20 Klassik Charts. Regelmäßig werden neue Listen hinzugefügt.
Zeitgeist im Wandel: Streaming im Fokus
Viele Hörer fragen sich allerdings seit geraumer Zeit, ob die Charts angesichts rückläufiger Verkäufe noch ein genaues Abbild der Musiklandschaft sind. Es wird deutlich mehr gestreamt als Hardware mit Musik gekauft. Die GfK hat auch darauf reagiert und in einem Statement angegeben: „Ja, auch Musik-Streams werden berücksichtigt. Für die Single-Charts werden alle Premium-Streams ab einer Länge von 31 Sekunden gezählt … Video-Streams werden derzeit nicht berücksichtigt.“
Bleibt die Frage nach der Rolle der Streaming Dienste. Die arbeiten im Premium Segment mit den Künstlern zusammen. Das heißt, dass der Künstler „Zuwendungen“ vom jeweiligen Dienst erhält, wenn die Songs sehr hohe Zugriffszahlen erreichen. Gesteuert wird dies durch sogenannte Empfehlungslisten für die Abonnenten. Das ist auch für den Service wichtig, denn Kundenbindung ist im hart umkämpften Markt von essentieller Bedeutung.
Die großen Dienste, wie Marktführer Spotify zeigt sich auch in den Charts. Gepusht werden Solokünstler mit Einzelsongs, wie u.a. Capital Bra, der mit seinem aktuellen Rap Album 1,5 Milliarden Abrufe verzeichnet und dafür im Auftrag von Spotify als überlebensgroßes Bild an eine Berliner Hauswand gemalt wurde. Und natürlich gibt es auch Tantiemen. Die Branche spricht von 3500 Euro pro eine Million Klicks. Das pusht natürlich auch die Charts, denn die Streams gehören heute zur Berechnung. Doch ist das alles real?
Hacker pushen die Charts
Digitale Verkäufe und Streaming Dienste sind anfällig für Hacker. Ein Insider hat vor kurzem berichtet, dass er für eine nicht unerhebliche Summe die Playlists und Nutzerprofile von Spotify derart manipuliert hat, dass bestimmte Songs als Endlosschleife gestreamt wurden und in den Charts in die Höhe schossen. Es gibt sogar einen Namen für diese Manipulation: Rap Hack. Spotify hat mitgeteilt, man sei diesen Manipulationen „auf der Spur“ und habe die Probleme im Griff.
Mag sein – aber wie „echt“ sind dann die Charts und wer bleibt auf der Strecke? Wird Musikgeschmack von Streaming Diensten und/ oder Hackern diktiert?