Schon länger gibt es Planungen für ein EU-eigenes Satellitennetz für Internet. Ein eigenes System steht für „strategische Autonomie“, will also die Abhängigkeit von großen US Konzerne, wie Starlink oder One Web beenden und damit einen Wettbewerbsnachteil ausgleichen.
Jetzt hat das EU Parlament in Straßburg für das sechs Milliarden-Projekt gestimmt. Das Projekt soll „Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten“ (IRIS2) schaffen. Ziel von IRIS2 ist es, „Breitbandnetze auf der Erde zu ergänzen und zu einer nahtlosen digitalen Kommunikation“ zu verbinden.
IRIS2: kleines Satellitennetz für Europa
IRIS2 wirkt im Gegensatz zu Starlink & Co, eher klein, ist aber durchaus ambitioniert. Das Netz im Orbit soll aus 170 Satelliten bestehen, die in niedriger Erdumlaufbahn (LEO) positioniert werden. Hinzu kommt ein Bodensegment. Bereits im Jahr 2024 sollen erste staatliche Dienste online gehen, bis 2027 auch kommerzielle Services. IRIS“2 ist laut EU Plan in deren Besitz, wird aber „ im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft“ installiert und betrieben. Geplant ist die Zusammenarbeit mir großen europäischen Konzernen. Es wurde bisher noch kein Konzern explizit genannt, zu den Kandidaten für das Projekt könnten Eutelsat, Arianespace und Thales Alenia Space gehören.
Die Gelder für das EU-Projekt kommen aus unterschiedlichen Programmen. Laut offiziellen Berichten werden 2.4 Milliarde Euro aus dem EU-Weltraumprogramm und Horizont Europa sowie weiteren Förderprogrammen gestellt. Die restlichen 3.6 Milliarden Euro will die EU aus dem Privatsektor akquirieren, was auch die später Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Wirtschaft erklärt.
IRIS2: Internet-Autonomie für Regierungen und Wirtschaft
Vor dem Hintergrund steigender Cyberkriminalität strebt die EU nach „souveräner“ Regierungskommunikation und besserem Schutz kritischer Infrastrukturen.
EU Bürger sollen vor allem in den Arealen profitieren, die am wenigsten vernetzt sind. Zudem sollen im gesamten EU Raum auch „Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze“ bereitgestellt werden. Allerdings wurden keine Geschwindigkeiten genannt. Die EU hat die Pflicht „ .. die langfristige Verfügbarkeit eines weltweiten ununterbrochenen Zugangs zu sicheren und kosteneffizienten Satelliten-Kommunikationsdiensten sicherzustellen“ und will dem mit IRIS2 nachkommen.Zudem soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU im Raumfahrtsektor verbessert werden. Was das am Ende wirklich kostet und wer von dem Hochgeschwindigkeits- Internet profitieren kann, wird sich spätestens in 4 Jahren zeigen.