Andere Länder sind mit der Digitalisierung der Verwaltung und einer einheitlichen Dachmarke für alle Bundesbehörden schon gefühlte 100 Schritte weiter. Wie in vielen europäischen Staaten sind auch in den USA und Großbritannien seit Jahren behördliche Webseiten immer unter einer ländereigenen .gov-Domain gelistet. Andere Länder folgen diesem Beispiel bereits. Gov steht für Government und gehören somit zum Staatsapparat.
Jetzt macht sich auch Deutschland endlich auf den Weg zu einer einheitlichen Dachmarke. Der IT Planungsrat der Bundesregierung hat beschlossen, alle Behördendomains unter der Dachmarke gov.de zu sammeln und gleichzeitig der TDL ein neues Design zu geben. Zu dem Beschluss sagt Markus Richter, IT-Beauftragter der Bundesregierung und Vorsitzender im IT-Planungsrat: „Wissen woran man ist, darum geht es im Kern bei der digitalen Dachmarke“.
Nutzern ist laut Richter oft nicht klar, auf welcher Webseite sie sich befinden, um dort Leistungen zu beantragen und es gibt zu viele Trittbrettfahrer, die Gelder oder Daten abfassen wollen. „Um hier für mehr Sicherheit und Transparenz zu sorgen, macht es Sinn, einen einheitlichen Auftritt der Verwaltung vorzusehen, so wie es übrigens fast alle anderen Staaten innerhalb von Europa auch tun.“
Länder wollen eigenes Design bei gov.de
Die Regierung will eine einheitliche Domain – gov.de – für alle staatlichen Webseiten und auch ein ähnliches Design um den Wiedererkennungswert zu steigern. Gegen diese neuen Designrichtlinien stimmten aber mehrere Bundesländer und äußern Sonderwünsche Bayern will explizit zeigen, dass es eine „bayerische“ Webseite ist und somit ein anderes Design präsentieren.
Digitalexpertin Ann Catrin Riedel vom Verein Next e.V. spricht von Hindernissen und Steinen, die motivierten Menschen von Politikern in den Weg gelegt werden. Sie sagt: Auf jeden Fall würde ich das Eitelkeiten nennen und das macht mir in vielen Teilen wirklich große Sorge, weil ich mir wünschen würde, dass wir in großen Schritten bei dem Thema vorankommen, weil ich mich regelmäßig frage — fragen muss: Haben alle Beteiligten eigentlich verstanden, worum es hier geht? Und das ist nicht nur Verwaltungsdigitalisierung aus Spaß an der Freud, sondern das Erhalten oder das Wiederherstellen eines leistungsfähigen Staates.“
Sicherheit und Funktionalität kommen vor Design
Doch es ergeben sich andere Fragen rund um die digitale Dachmarke. Diese vereint laut Experten nur wenige Verwaltungstätigkeiten, in denen Bund und Länder oder Kommunen zusammen online auftreten., wie z.B. Corona Hilfen oder Entlastungen für Studierende. Viel wichtiger ist aber die Frage von Ariana Berger, Digitalisierungsbeauftragte des Deutschen Landkreistags: Wie bekomme ich denn digitale Verwaltung informationssicher, unabhängig von der Domain?“ Da rückt die Frage nach dem Design eher in den Hintergrund, denn Cybersicherheit und Funktionalität sind wichtig…. und große Baustellen auf Deutschlands Weg in die moderne Digitalisierung.