Es ist ein unglaublicher Skandal, der die Spanier zu Recht wütend macht. Im Ort Almendralejo (30.000 Einwohner) sind KI-generierte, gefälschte Nacktfotos von mehreren Mädchen in der Schule aufgetaucht, werden seit Juni von Handy zu Handy geschickt. Betroffen sind mehr als 20 Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren. Die Opfer hatten sich zu sehr geschämt, um mit den Eltern darüber zu sprechen, deshalb kam dieser Fall erst jetzt, nachdem die Mutter eines der Mädchen an die Öffentlichkeit ging, heraus. Die Gynäkologin Miriam Al Adib, Mutter eines der Mädchen, hatte das Video des Deepfakes auf ihren Instagram Kanal gestellt, das Video wurde hunderttausendfach angeklickt und so einer sehr breiten Öffentlichkeit bekannt. Jetzt beschäftigen sich immer mehr Menschen mit diesen Deepfakes.
Deepfakes und Deepnudes: gefälschte Fotos und Videos
Deepfakes sind nicht neu im Internet, haben aber mit der Entwicklung neuer Technologien rasant zugenommen.Wurden früher vor allem Personen, die in der Öffentlichkeit stehen zur Zielscheibe von Deepfakes, sind es zunehmend auch Privatpersonen.
Die Fälschungen sind – laut einer Studie von 2019 – zu 95% nicht einvernehmliche Pornografie. Und in jedem 3. Fall waren die Bilder manipuliert. Das scheint sehr einfach zu sein, seitdem im Netz überwiegend anonyme „Dienstleister“ die Anfertigung dieser Manipulationen kostenfrei oder gegen Geld anbieten. Es gibt sogar Foren, in denen diskutiert wird, wie man bei den Deepnudes „ die besten Ergebnisse“ erzielen kann.
Oft kostet das Anfertigen eines Deepfakes nur wenige Euro, richtet aber unglaublichen Schaden an. Die Täter wollen die Betroffenen – überwiegend Mädchen oder Frauen sowie queere Menschen – beschämen, lächerlich machen und bloßstellen. Und die wehren sich oft nicht, verharren in Demütigung und Scham. Nur vereinzelt wird berichtet und auch Studien zu diesem Thema gibt es bisher kaum.
Spaniens Mütter stehen auf und kämpfen gegen Deepfakes
In Spanien stehen jetzt die Mütter in geschlossener Front gegen diese unglaublichen Veröffentlichungen und machen ihren Töchtern und weiteren Opfern Mut. Miriam Al Adib hat in ihren Posts geschrieben: „Mädchen, habt keine Angst, solche Taten anzuprangern, sagt es euren Müttern. Habt keine Angst, schämt euch nicht, fühlt euch nicht schuldig. Wir unterstützen euch als ganze Gesellschaft, bedingungslos.“ Ganz Spanien steht hinter den Mädchen, macht ihnen Mut.
Justiz verfolgt Deepfake-Täter
Mittlerweile ist der Fall von Almendralejo bei der Justiz angelangt. Der spanische Justizminister verurteilte derartige Aktionen und warnte vor hohen Strafen. Im Ort selbst wurden von der Polizei bereits 10 Verdächtige ermittelt. Es sind Mitschüler oder Bekannte der Opfer, alle selbst noch minderjährig.
Es war für sie einfach, über eine offen zugängliche Webseite – das Logo ist auf den Fakes erkennbar – Fotos von bekleideten Mädchen hochzuladen und in Sekunden ein manipuliertes Nacktbild zu erstellen. Die genutzte Domain wurde anonym in den USA registriert, die Betreiber schieben die Verantwortung für die Fotos von sich: „We do not take any responsibility for images created using the website.“
Die Polizei steckt noch in den Ermittlungen, doch die spanische Öffentlichkeit diskutiert, wie mit solchen Tätern umzugehen ist. Sind sie unter 14 Jahren, werden die Eltern belangt, bei Straftaten könnte im Alter zwischen 12 und 14 Jahren auch Jugendstrafrecht direkt angewendet werden. Dann würden sogenannte „Erziehungsmaßnahmen“ eingeleitet, zu denen Schulverweise und Strafen in Form Erziehungsauflagen gehören. Die Eltern müsste zusätzlich hohe Geldstrafen zahlen.
Erwachsene Täter oder Täterinnen drohen in Spanien bis zu 5 Jahre Haft für die Verbreitung von Kinderpornografie, worunter diese Fotos fallen.