Die Bundesregierung sieht Deutschland sehr gerne als „digitalen Vorreiter“, Nutzer beklagen aber weiterhin schlechte oder fehlende Verbindungen, ein löchriges Funknetz und langsames Internet. Im internationalen Vergleich hinkt unser Land weit abschlagen anderen Staaten hinterher. Jetzt hat die Bundesnetzagentur den jährlichen Bericht zur Internetqualität veröffentlicht und bestätigt die allgemeine Meinung mit verheerenden Daten.
Der „Jahresbericht 2021/2022 zur Breitbandmessung“ bezieht sich auf den Zeitraum vom 01. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022. Im Bereich Festnetz wurden 398.747 valide Messungen einbezogen, im Bereich Mobilfunk sogar 623.581. Informationen über die grundsätzliche Versorgung oder Verfügbarkeit mit Breitbandanschlüssen in Deutschland gibt der Bericht nicht, bezieht sich nur auf vorhanden Anschlüsse und Netze.
Internet in Deutschland: langsam und lückenhaft
Die Ergebnisse des Jahresberichts lassen aufhorchen. Die Tests wurden bei allen Anbietern und über alle Bandbreiten hinweg durchgeführt. Nur 42,3 % der Kunden erhielten demnach die vertraglich vereinbarte Übertragungsgeschwindigkeit. 84,4 % nur „mindestens“ die Hälfte der zugesicherten Geschwindigkeit. Experten deuten diese Ergebnisse so, dass mehr als 15% der Anschlüsse nicht einmal 50 % der versprochenen Breitbandgeschwindigkeit liefern.
In krassem Gegensatz dazu steht die Zufriedenheit über die Breitbandqualität.78,2 % der Kunden vergaben die Noten 1 bis 3 und waren zufrieden. Nur 11% der Kunden vergaben die Noten 5 und 6 für zu langsame Übertragungsgeschwindigkeit.
Mobiles Internet: sehr schlechte Ergebnisse in Deutschland
Die Mobilfunk Ergebnisse sind extrem schlecht, denn nur 3% aller Nutzer erhielten die vereinbarte Downloadrate. Bei 23,2 % kam noch die halbe Geschwindigkeit an…. digitaler Vorreiter? Eher die Schnecke am Ende der Liste.
Trotzdem sind anscheinend auch im Mobilfunkbereich die Kunden mit dem Internet zufrieden , denn knapp 71 % vergaben die Note 1 bis 3. Im Jahresbericht 2020/2021 waren es aber noch 75%, also geht der Trend auch hier abwärts… was bei den schlechten raten nicht verwunderlich ist.
Zu langsames Internet: Tipps von der Bundesnetzagentur
Der Bericht gibt den Lesern auch eine Anleitung an die Hand, wenn das Internet dauerhaft zu langsam ist und die vertraglich zugesicherten Geschwindigkeiten nicht erreicht. Ist dies der Fall, haben Nutzer das Recht, die Monatsgebühr zu reduzieren oder den Vertrag außerordentlich zu kündigen. Dazu muss allerdings eine “erhebliche, kontinuierliche oder regelmäßig wiederkehrende Abweichung bei der Geschwindigkeit” nachgewiesen werden. Für die Erbringung dieses Nachweises können die Kunden die Desktop APP zur Messung der Geschwindigkeit nutzen. Die APP steht – samt Anleitung – kostenfrei auf der Präsenz der Bundesnetzagentur zur Verfügung.