Der deutsche Branchenverband Bitkom hat im November 2021eine repräsentative Umfrage zum Thema „ Angst vor einem Cyberkrieg“ gestartet und dabei insgesamt 1.143 Personen in Deutschland ab 16 Jahren telefonisch befragt. Die Auswertung und daraus folgende Schlüsse beziehen sich auf eine similare Umfrage im Jahr 2020. Demnach ist die Sorge in Deutschland, vor einem Cyberkrieg zu stehen, deutlich gewachsen.
Mehr Sorgen wegen Cyberwar
In Deutschland ist laut Bitkom die Sorge wegen eines möglichen Cyberkrieges deutlich gestiegen. Waren im Jahr 2020 noch 57 % der befragten Personen in Sorge, sind es in 2021 bereits 76 % , die eine Eskalation im digitalen Raum befürchten. 11 % der Befragten denken sogar, dass der Cyberwar in einen bewaffneten Konflikt ausarten könnte.
Folgen sind dramatisch
Ein Cyberwar unterscheidet sich von „einfachen“ Hackerangriffen vor allem durch die große Konsequenz, mit der in verschiedenen Staaten großflächig und übergreifend wichtige Infrastrukturen zerstört und Unternehmen oder Behörden digital abgeschnitten werden.
Bitkom Präsident Achim Berg sagt dazu: „Es ist längst kein Zukunftsszenario mehr, dass sich Staaten im Internet bekriegen. Staatlich gelenkte Hackerangriffe sind seit Jahren Realität. Wenn staatliche Institutionen, Unternehmen und die kritische Infrastruktur unzureichend geschützt sind, drohen im Kriegsfall Engpässe in der Versorgung, Stromausfälle oder ein Ansturm auf Banken, um sich mit Bargeld einzudecken. Künftig entscheidet die Sicherheit im Cyberraum über die Sicherheit von Staaten.“
Es muss also die höchste Prioritäten der Staaten sein, die digitale kritische Infrastruktur und Staatsorgane sowie wichtige Unternehmen zu schützen.zu schützen.
Ist die Bundeswehr auf einen Cyberwar vorbereitet?
Nach Meinung der Befragten ist Deutschland – und allen voran die Bundeswehr – bei Cyberangriffen unvorbereitet und damit schutzlos, gaben 78 % an. Auch bei dieser Frage war die Tendenz ( 2021: 68%) steigend. Nur 16 % denken, dass die Bundeswehr das Land im digitalen Raum verteidigen könnte.
Bitkom Präsident Berg sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die Bundeswehr ist eine unverzichtbare Stütze unserer nationalen und europäischen Verteidigungsarchitektur. Es bedarf ausreichend finanzieller, materieller und personeller Ressourcen, damit die Bundeswehr ihren Auftrag zum Schutz Deutschlands und seiner Partner auch im Cyberraum erfüllen kann. In einem sich rasant verändernden sicherheitspolitischen Umfeld ist die digitale Ausstattung und Kompetenz der Bundeswehr entscheidend für ihre Zukunftsfähigkeit – und für unsere Sicherheit. „Zusätzlich muss die digitale Transformation der Bundeswehr als Führungsaufgabe querschnittlich etabliert und agil gelebt werden. Hier braucht es substanzielle Fortschritte.“
Was muss Europa tun?
Der digitale Raum kennt keine Grenzen, deshalb ist ein möglicher Cyberwar nicht alleine das Problem eines einzigen Staates. Der Kampf gegen Internetkriminalität muss ein gemeinsames Projekt werden. 70 % der Befragten fordern die Bildung einer europäischen Cyber-Armee, 3 % mehr als bei der Befragung im Jahr davor.
Die Frage der sogenannten Hackbacks spaltet die Nation. 51% sind demnach dafür, dass Deutschland auf Hackerangriffe mit eigenen Hackerangriffen reagiert, 40 % sprechen sich dagegen aus. Das sieht auch die Bundesregierung so, will laut Koalitionsvertrag Hackbacks nicht zur Cyberabwehr einsetzen. Was genau aber die Bundesregierung zu Schutz der digitalen Infrastrukturen und Abwehr eines möglichen Cyberwars tun will, ist bisher auch nicht ausreichend kommuniziert.