Telekom stellt auf Internettelefonie um: kein Empfang auf dem Land
Schon seit längerer Zeit treibt die Telekom die Umstellung von ISDN auf IP voran und will diesen Vorgang Ende 2019 abgeschlossen haben. Das Unternehmen schreibt dazu: „Das IP-Netz ist das Netz der Zukunft, denn es ist die Basis für einen Vectoring- oder Glasfaseranschluss“. Zudem fehlten Ersatzteile für ISDN Anlagen und Serviceverträge laufen aus. Deshalb sei ein „ sicherer Betrieb der alten ISDN-Plattform ist in der Zukunft nicht mehr möglich.“ Deshalb werden allen Altkunden mit ISDN neue Verträge angeboten oder die Altverträge gekündigt.
Landbevölkerung einfach „abgeschaltet“?
Das ZDF hatte in einer Reportage über die Umstellung berichtet und anhand diverser Beispiele aus dem ländlichen Raum gezeigt, dass die Kunden dort eventuell von der Kommunikation abgeschnitten werden könnten, sollte die Telekom ihren Zeitplan durchziehen ohne passende Alternativen bereitzustellen.
Das Problem: Die Infrastruktur ist für die neuen Verträge nicht ausgebaut, alte Kupferkabel können den VDSL-Standard, den die Telekom den Kunden als Ersatzverträge anbietet, nicht liefern. Sicher ist noch nicht einmal, dass die Bandbreite für Internettelefonie gegeben ist. Messungen des ZDF hatten u.a. in Leer/ Ostfriesland ergeben, dass aufgrund der alten Kabel nur maximale Downloadraten von 40 Kbit/s und im Upload sogar und 6 Kbit/s möglich sind. Stabile IP-Telefonie benötigt mindestens 120KBit/s im Upload, sonst leidet auch die Sprachqualität massiv.
Die Telekom spricht von einer gelungenen Umstellung, die bereits 95% der Verträge umfasst, räumt aber widerwillig ein: „Bei einer sehr geringen Anzahl von Kunden können wir aus technischen Gründen nach dem Wechsel auf die IP-Plattform nach der Umstellung nicht dieselbe Leistung anbieten wie auf der alten ISDN-Plattform“, teilt eine Sprecherin auf Nachfrage mit. „Die am Anschluss vorhandene Bandbreite ist zu gering für einen Breitbandanschluss und lässt sich nicht über das Mobilfunknetz kompensieren.“
Die Kunden auf dem Land werden alleine gelassen. Aus dem Vertrag gekündigt, in einen modernen Vertrag gedrängt, dessen Leistungen die Telekom nicht erbringt, der aber trotzdem bezahlt werden muss? Das Unternehmen hat sich nach TV Berichten bereits bei den Kunden entschuldigt und als Alternative einen schnellen Datentarif via Funk angeboten. Doch auch das Mobilfunknetz ist in den ländlichen Regionen zu schlecht ausgebaut.
Fairer Tarif in Sicht?
Fair wäre ein Tarif, der analoge Merkmale aufweist – zumindest so lange, bis die Regionen moderne Leitungen für ein leistungsstarkes Internet haben. Die Telekom verspricht Besserung und Verträge, die „von den Kunden benötigten Leistungsmerkmale eines ISDN-Anschlusses auffangen“. Wie dieser Tarif aussehen soll und für wen er kommen wird, ließ das Unternehmen aber offen.