Im Jahr 2012 wurde die spanische Behörde S2CPI (Second Division of the Intellectual Property Commission) ins Leben gerufen. Sie gehört zum Ministerium für Kultur und Sport und agiert im Bereich Internet. Die Behörde hat Weisungsbefugnis gegenüber allen Internetanbietern des Landes und kann diese anweisen, Zugänge zu illegalen Domains zu sperren.
Über die Arbeit der Behörde S2CPI ist außerhalb von Regierungskreisen eher wenig bekannt, doch die Sperrvermerke seit 2012 zeigen, dass dort versucht wird, gegen Online-Piraterie vorzugehen.. Wie viele Sperrungen durchgesetzt wurden, wird in regelmäßigen Berichten dokumentiert und dann veröffentlicht. Die Behörde setzt auf mehr Transparenz und strebt eine Kooperation mit Internetanbietern, Unternehmen in der Online Werbung und -vermarktung oder auch elektronischen Zahlungsdiensten an.
Quartalsbericht mit komplexen Zahlen
Der aktuelle Bericht des S2CPI zeigt, dass im ersten Quartal 2024 weniger Anträge als in den Vorjahren gestellt wurden. Bisher sind es 11, im Gesamten ( 2012-2024) 909, was angesichts der steigenden Aktivitäten der Online-Piraten sehr wenig ist. Wie groß dieses Problem ist, sieh mal bei den Löschungsanträgen, die Google täglich erreichen und die mehrere Millionen umfassen.
Das Portal Torrentfreak hat die Zahlen der Behörde „zerlegt“ und berichtet, dass von 909 gestellten Anträgen auf Löschung 335 „geschlossen“ wurden, weil Anträge von den Rechteinhaber zurückgezogen wurden oder Fehler hatten. Teilweise waren die betreffenden Domains auch nicht mehr online oder wurden bereits vor Antragstellung entfernt. Mehr als 1/3 aller Anträge scheitert also bereits im Vorfeld, was eine relativ hohe Zahl ist.Spanien sollte im Bereich der Online Sperren mehr tun und sich vielleicht am italienischen Privacy Shield orientieren.
Seit kurzem wurden – nach Deutschland, Portugal und Dänemark -auch in Spanien Verhaltenskodizes zwischen Rechteinhabern, Internet-Diensteanbietern und anderen interessierten Parteien festgeschrieben, die das Domainblocking von administrativer Seite regeln sollen. Somit entfallen richterliche Anordnungen nach Überprüfung der Gesetzeslage, was das Problem nicht entschärft.
Online-Piraten nutzen verstärkt Subdomains
Wurde die Hauptdomain gesperrt, nutzen die Betreiber der illegalen Sites verstärkt Ersatzdomains, Proxy- und Spiegelseiten oder Subdomains.Ende des Jahres 2023 wurden laut Bericht pro Woche ca. 132 Berichte zu rund 850 Domains mit mindestens 3971 Subdomains eingereicht. In diesem Wildwuchs von Sub- und Ersatzdomains liegt das eigentliche Problem, das Spanien derzeit hat. Zum Vergleich: die Hauptsperrliste Italiens umfasst mehr als 4.000 Domains.