ICANN Konferenz Panama City: Facebook kritisiert Registries
Auf der ICANN Konferenz in Panama City haben sich Vertreter von Facebook kritisch über die Behandlung von Anfragen an Registries geäußert. Denise Michel gab an, in den vergangenen Wochen 1736 Anfragen zu Inhaberdaten von Domains, die augenscheinlich Markenrechte verletzen an 167 Domainregistrare verschickt zu haben. Nur drei Registrare hätten laut Facebook die Datensätze geschickt. Als Grund für die verhaltene Auskunftsmentalität sieht Michel die neue DSGVO, die seit Ende Mai 2018 in Kraft ist. Dabei weise Facebook ein „berechtigtes Interesse“ nach. Sie nannte einzelne Registries, u.a. GoDaddy und 1&1, die einstweilige Verfügungen zur Freigabe der Daten gefordert hätten.
Die Registrare haben nach dieser Kritik auf der Konferenz ihrer Forderung nach einem international einheitlichen Auskunftssystem, das mit den Datenschutzverordnungen konform ist, erneut Ausdruck verliehen. Sie sprachen sich für privilegierte Zugriffsrechte für Strafverfolger, Sicherheitsforscher und -praktiker sowie Markenrechteinhaber aus.
Facebook Anfragen: Statistiken aufgebläht?
Die Registries wehren sich gegen die Anschuldigungen von Facebook. Der gescholtene kanadische Registrar Tucows gab an, seit dem 25. Mai bis Mitte Juni weniger als 10 Anfragen von Facebook bekommen zu haben. Erst kurz vor der ICANN Konferenz sei die Anzahl der Anfragen plötzlich auf über 100 angestiegen, wobei 90 % von Facebook stammten. Eine ähnliche Beobachtung machte auch GoDaddy. Für die Herausgabe der Daten von 135 Facebook Anfragen fordert GoDaddy eine einstweilige Verfügung, das das Netzwerk nicht nur Inhaberdaten, sondern auch Zahlungsdaten abfragt.
Die International Trademark Union unterstützt die Registrare in ihren Bewertungen der Whois Abfragen. Das Unternehmen hat eine WHOIS-Beschwerde Box eingerichtet, die bis zum Treffen leer geblieben ist.
Bei den Registries entsteht zurzeit der Eindruck, dass Facebook die Anfragen gezielt direkt vor dem ICANN Treffen verschickt hat, um anschließend Kritik zu üben. Daher erging eine Warnung an die Markenlobby, durch solche Kampagnen eine einseitige Lösung des Problems zu forcieren.
Die Vertreter der ICANN forderten eine engere Zusammenarbeit. Präsident Göran merkte an, dass es nicht leicht sei, die Interessen des Beirats und der europäischen Datenschutzverordnung in Einklang zu bringen.