vor einiger Zeit hatte ich eine Anfrage für eine Domain, die zu einer Verkaufsverhandlung führte. Wie so oft, lagen die Preisvorstellungen beider Parteien ziemlich weit auseinander. Nun, zu dieser Domain habe ich dann bei Firma Nicit ein Gutachten machen lassen und habe es natürlich im Passenden Moment vorgelegt. Der potentielle Käufer war echt beeindruckt und ist sofort auf meine Preisvorstellung eingegangen.
Auch wenn sich dies tatsächlich so abgespielt hat, ist es natürlich ein Traumszenario das man leider nicht immer umsetzen kann. Vielmehr kommt oft die Rückfrage, wer sich anmaßt zu bestimmen, was eine Domain Wert sein kann. Sofort kommen auch spöttische Bemerkungen, die solche professionelle Domaingutachten mit einigen bekannten automatisierten Bewertungen vergleicht, die man im www findet. So der Verlauf einer aktuellen Verhandlung, die wohl nicht zum Abschluß kommen wird.
Jedenfalls hat die Argumentation in dieser Verhandlung dazu geführt, dass ich diesen Beitrag schreibe.
Wie arbeiten die automatisierten Domain Gutachten Dienste?
Grundsätzlich kann da nur ein Allgorithmus hinterlegt werden, der bestimmte automatisch ermittelbare Faktoren berücksichtigt. Faktoren, die da eine Rolle spielen können sind z.B.:
- TLD – In Deutschland ist sicherlich eine .de Domain mehr Wert als eine .org Domain
- Belegung – Eine Domain die in allen gängigen Endungen belegt ist, dürfte in der regel wertvoller sein, als eine Domain die in vielen Endungen noch frei registrierbar ist.
- Begriff Häufigkeit – Ein Begriff, der in den Suchmaschinen viele Ergebnisse liefert ist oft gefragter als ein Begriff, der kaum Ergebnisse liefert.
- Suchvolumen – Dürfte bei der Bewertung einen sehr hohen Stellenwert haben. Begriffe, die sehr oft gesucht werden sind halt (mit Recht) sehr umkämpft.
- Domainlänge – Kurze Domains sind einfacher zu merken
Auch wenn der eine oder andere Dienst sicherlich auf weitere Resourcen zugreift sind es überwiegend die oben genannten Faktoren, die in so eine automatisierte Bewertung einfließen. Wäre es z.B. möglich aktuelle Klickpreise für Werbeschaltung in den Suchmaschinen automatisiert zu ermitteln, könnte man diesen Faktor auch mit einfließen lassen. Soweit mir bekannt, ist dies aber nicht möglich. Ich erwähne es nur, weil es sehr wohl sein könnte, dass der eine oder andere Anbieter seine eigene Datenbank mit mehr oder weniger aktuellen Daten führt und so versucht diese Lücke zumindest teilweise zu schliessen.
Desweiteren werden oft laufende Faktoren wie PR, Suchmaschinenplatzierung und Backlinks bewertet, die aber in der Regel bei einem Domainverkauf weniger eine Rolle spielen. Irgendwelcher Resttraffic oder Backlinks aus einer vergangenen Webpräsenz mag in einigen Fällen nützlich sein, sind aber in der regel sehr schnell verschwunden.
Warum sollen erfahrene Domaingutachter es besser können?
Selbstverständlich greift ein erfahrener Domainbewerter auf die oben genannten Quellen zu. Diese sind ja zum Tel auch wichtige Indikatoren, nur gehören sehr viele Faktoren dazu, die man nicht einfach so automatisch einfliessen lassen kann. Einige Beispiele wären:
- Analyse früherer Verkäufe ähnlicher Domains
- Untersuchung des Markts, wo die Domain zum tragen kommen soll
- Berücksichtigung der Ausweichsmöglichkeiten, die ein Interessent haben könnte
- Analyse des Zukunftspotentials – Auch wenn dies oft subjektiv sein kann
- Bei bestimmten Domains kommt noch der Prestige Faktor dazu
Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch die Erfahrung des Domainbewerters, die in der Regel in die Bewertung mit einfließt.
Letzten Endes reduziert sich die Bewertung auf eine einfache Formel:
- Was kann der ideale Käufer dieser Domain damit verdienen, was er mit einer anderen, billigeren Domain nicht verdienen könnte.
- Was würde dem potentiellen Käufer entgehen, wenn er diese Domain nicht hat bzw. wenn sie in den Händen eines Konkurrenten fällt.
Denn am Ende wird meistens nur Geld investiert, um damit Erlöse zu erwirtschaften. Alles andere wäre kaufmännisch nicht zu verantworten.
Hallo Richard,
Vordergründig absolut richtig, was du schreibst, jedoch liegt die Essenz des Domainwerterkennens in der Regel in der Richtung von den letzten beiden Punkten, die du genannt hast.
Gruss
Daniel
Hi Daniel,
schön, dass einer der bekanntesten Domaingutachter sich hier zu Wort meldet.
Gruß
Richard
Hallo Richard,
evtl. kann man auch Domainverkaufspreise in der Vergangenheit als Bewertungskriterium hinzuziehen, denn dann kann man als potentieller Käufer / Verkäufer eher erkennen wie seine gewünschte / zu veräußernde Domain z. Zt. bezahlt werden könnte.
Damit würde der Wert relativ zeitnah erkennbar sein.
Viele Grüße
Check-in, das mag mit ein Kriterium sein, aber nur sehr wage. Erstens gibt es jede Domain nur ein einziges Mal und zweitens sind sehr viele Verkäufe unter besonderen Umständen zustande gekommen.
Nehmen wir beispielsweise die ganzen Auktionen, die bei den verschiedenen Domainbörsen stattfinden: Wurden da immer die richtigen potentiellen Kunden informiert? Ich habe eher den Eindruck, dass ein Großteil dieser Auktionen unter Domainhändler stattfindet. Bei den ganzen Backorder Firmen z.B. wissen wir sogar, dass nur Domainer von der Partie sind, trotzdem sind diese Verkäufe gemeldet und in allen möglichen Statistiken zu finden.
Verkaufspreis Statistiken sind sicher interessant, aber kein wirklicher Anhaltspunkt, um den Wert einer ähnlichen Domain zu bestimmen. Die Information als solche muss aber unbedingt in einer professionellen Bewertung einfließen.
absolut korrekte Antwort Richard. Wir kennen die Situationen und Kenntnisstände der Käufer und Verkäufer nicht, warum was für was verkauft oder gekauft wurde. und umgekehrt muss ja eine Domain auch nicht zu Ihrem Schätzwert verkauft werden. Der Millionär ist evtl. bereit mehr zu bezahlen, oder der Millionär muss die Domain nicht zu jedem Preis verkaufen.Und wie du auch sagst, ist jede Domain unique und deshalb gibt es eigentlich keinen Vergleichwert.
Die ezielten Preise geben einem eher Auskunft über die Liquidität am Markt und über das durchschnittliche Verkäuferverhalten zum Zeitpunkt. Wie ach Voluminas auf Branchen bezogen. Das sollte in der Tendenz verallgemeinert natürlich schon mit einfliessen. Deshalb veraltet ein Wertgutachten auch und man sollte es ggf. wieder erneuern lassen.
Gruss
Daniel
Daniel, was hältst Du davon, wenn wir (eher Du) hier eine Domainbewertung machen und öffentlich analysieren. Ich würde Deine ausführliche Bewertung hier als neuer Beitrag posten mit anschließender Diskussion. Die Domain dafür kannst Du frei aussuchen, oder wir treffen eine Vorauswahl mit Abstimmung im Domainforum!
ich habe niemals ein Wertgutachten in Auftrag gegeben.
Ich denke nicht dass es überhaupt möglich ist einen entsprechenden Wert zu eine Domain zu errechnen oder zu ermitteln.
Der Wert wird nach Angebot und Nachfrage ermittelt, wie ein Klickpreis, es ist eine Variabel.
Ich habe Computer.us gekauft für 17k USD, ist das viel oder wenig? Was ist die Grundlage für die Ermittlung eines Preises, wir mehr Wert auf Traffic gelegt oder mehr Wert auf das Keyword.
Ein Gutachten wird evtl. 15K USD bestätigen, aber ein Endkunde ist evtl. bereit 100k zu zahlen.
Für meine kleine Computer.lu habe ich bereits 8000 Euro geboten bekommen. Ich glaube jedoch kaum dass jemand ein Gutachten in dem Bereich erstellen würde. Sind Gutachten auf Resellerbasis oder auf Endkundenbasis?
Die Historischen Daten die wir alle zu Grunde legen reichen nicht aus um eine handfeste Aussage treffen zu können.
@ Daniel.
Dein Post 5 finde ich absolut richtig, finde ich echt gut dass Du das so siehst und das Gutachten nicht als absolute Zahl siehst.
@6 Richard,
ich werde das „Geheimrezept“ nicht veröffentlichen, ist mein Kapital. Aber oberfläche können wir über sowas natürlich schon sprechen.
@7 Freddy
Ist natürlich ein Schnäppchen, ich hatte Andy vorher gesagt, er soll das nicht tun. Glück für Dich.
Unsere Gutachten die du normal über unser NICIT.com Bestellformular bestellen kannst, benennen Endkundenpreise (sofern man davon ausgehen kann, dass es für die angefragte Domain auch Endkunden gibt ,-)). Diese Endkundenpreise sind aber niemals die maximalen sondern, quasi ein Durschnitt. nehmen wir an wir schätzen es gibt ca. 30 Endkunden, und diese würden in der Mehrheit alle zwischen 10 und 20 Tausend Euro zahlen. und einer würde vielleicht 30 Tausend zahlen und einer hätte nur 5 Tausend in der Tasche. Dann wäre unser Gutachtenwert circa bei 15 Tausend Euro.
Für Resellerverkäufe bieten wir natürlich auch Bewertungen an. Das sind in der Regel individuelle Paketbewertungen. Da sind die Domains einfach günstiger angesetzt, weil der Reseller ja was verdienen muss und Risiko übernimmt und evtl. nicht jede Domain verkaufen kann.
Hallo,
sind die automatischen Domainbewertungen im Mittel brauchbar ?
Mir ist schon klar, dass ein Algorithmus nur bedingt bei einer einzelnen Domain wirklich genau treffen kann, aber wie sieht es mit der Bewertung eines Portfolios aus – konkret bei der Bewertung auf http://www.adressio.de ?
Kann man mit den dort gegebenen Werten (im Mittel !) durchaus rechnen, oder muß man dort eher 90% abziehen ?
Habe dort mal willkürlich einige meiner Domains (automatisch) bewerten lassen und komme im Durchschnitt auf EUR 6000,- pro Domain. Illusion oder ist da schon was dran ?
Gruß Jogi
P.S.: Gibt’s andere (kostenlose, automatische) Bewertungen, die brauchbar sind für die überschlägige Bewertung (+/- 50%) eines Portfolios ?