Vor einiger Zeit wurde in allen Medien über einen möglichen Verkauf der .org-Domains an eine Kapitalgesellschaft berichtet. Nun ist es amtlich: Trotz Kritik und Protest von den Domaininhabern einer .org-Domain ist der Verkauf der Domainverwalterin PIR und der dazugehörigen None-Profit-TLD .org vollzogen worden. Die Internet Society ( ISOC) eine 100% ig gemeinnützige Organisation, hat an den Finanzinvestor Ethos Capital verkauft und dafür eine Summe von 1.135 Milliarden USD verkauft.
Als Grund gab die Organisation an, dass sie nicht mehr nur von der Domain Name Industry als alleiniger Geschäftsgrundlage abhängig sein wollte. Eine neue Ausrichtung soll der Organisation, die seit Jahrzehnten als None-Profit-Organisation arbeitet und die .org-Domain auch so betrieben hat, eine neue Ausrichtung geben. Der Erlös aus dem Verkauf ist dabei als „Startkapital“ zu werten. Zudem könne Ethos Capital als neuer Betreiber der TLD deutlich mehr in die Domain-Infrastruktur investieren, als es der ISOC je
möglich war.
War .org ein Schnäppchen?
Der Finanzinvestor Ethos Capital hat für die .org-TLD gerade 1.135 Milliarden USD bezahlt, nimmt aber pro Jahr durch die 10.1. Millionen registrierten Domains knapp 100 USD jährlich ein. Bisher war der jährliche Domainpreis für die None-Profit-Nutzung bei 9.93 USD gedeckelt.
Durch den Verkauf ist die Gemeinnützigkeit ebenso hinfällig, wie die Preisbindung für die Domainbetreiber. Findet ab dem Jahr 2020 eine jährliche Gebührenerhöhung um 10% statt, könnte Ethos im Jahr 2029 eine Jahresgebühr von 25,75 USD einstreichen, was bei rund 10 Millionen Domains rund 257,5 Millionen USD ergibt. Da der Betrieb der TLD pro Jahr wund 25 Millionen USD kostet, bliebe ein Reingewinn von 235 Millionen USD und würde den Kaufpreis von 1.135 Milliarden USD schnell vergessen machen. Also doch ein Schnäppchen auf dem Domainmarkt.
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Sollten die Planungen von Ethos nicht in die gewünschte Richtung führen, bliebe ein Verkauf per Auktion. Viele Unternehmen haben bereits Kaufinteresse signalisiert, doch laut Ethos gibt es für viele, viele Jahre kein Verkaufsinteresse. Das wird sich sicher auch erst in den kommenden Jahren zeigen.
Domain-Elite übt Kritik
An diesem Verkauf, der praktisch unter den Augen der ICANN in stillschweigendem Wohlwollen vollzogen wurde, wird immer mehr Kritik laut, die aus den Reihen der großen Unternehmen der Domain-Industrie kommt. WWW-Gründer Tim Berners-Lee schrieb auf Twitter: “Ich bin sehr besorgt über den Verkauf von .org an eine private Firma. Wenn das Register von öffentlichem Interesse nicht verpflichtet ist, im öffentlichen Interesse zu handeln, wäre dies eine Farce.“
Die ICANN schreibt nur, dass es keinen Grund gibt, in den Verkauf einzugreifen. Ein Veto gibt es nur, wenn die Sicherheit der TLD nicht mehr gewährleistet wäre, was durch diesen Besitzerwechsel nicht der Fall sei. Dass eine TLD verkauft wurde, die ausschließlich der Allgemeinheit gedient hat, scheint die Hüterin des DNS nicht zu interessieren.