Lieferheld.de verleibt sich pizza.de ein – Nur Unternehmensfusion oder auch Domainübernahme?
Die 290 Millionen Euro, die die „Fusion“ beider Unternehmen angeblich gekostet haben soll, wurden schon dementiert und auch die weitere Informationslage ist mehr als spärlich.
Wieso, dass können Kunden von pizza.de vermutlich besser beantworten als jeder Brancheninsider-Journalist, denn andere Plattformen haben sich nicht gerade beliebt gemacht, bei den angeschlossenen Restaurants. Während in all den Jahren seit Bestehen der Domain pizza.de alles reibungslos verlief, können Konkurrenzplattformen, oftmals mit den gleichen Restaurants besetzt, mit Unzuverlässigkeiten aufwarten, langen Lieferzeiten oder gar verschwundenen Bestellungen. Klar, dass die Restaurants, die mit der Präsenz auf den Domains auch ihre Existenz sichern, diese Entwicklung mit Besorgnis verfolgt haben.
Nun ist das, was alle irgendwie befürchtet haben passiert: Lieferheld.de hat sich pizza.de einverleibt. Ob es dabei um eine Fusion, wie angegeben handelt oder eher um eine Unternehmensübernahme, wie gemutmaßt, darüber schweigen sich die beteiligten Domaininhaber und Unternehmensvorstände zwar nicht gänzlich aus, doch scheint die Fusion eher weniger glaubhaft.
290 Millionen hat die „Fusion“ nicht gekostet, dies wurde von Delivery Hero, zu dem auch Lieferheld gehört, dementiert. Bestätigt wurde aber, dass der Zusammenschluss beider Unternehmen einen Marktanteil von 75% bringen dürfte.
Um dies zu erreichen, so wurde mitgeteilt, sollen beide Domains bestehen bleiben. Wegen der Markenprofile. Anzuraten wäre es, denn die Domain pizza.de ist in Deutschland fast schon so etwas wie eine Institution geworden. Allerdings wird gemunkelt, dass in Zukunft beide Plattformen aus einer Hand bedient werden. Ob man sich damit einen Gefallen tut, wird sich zeigen. Personalsparend dürfte dies auf jeden Fall sein.
Internationale Expansion, besonders Lateinamerika und Asien, sind jetzt die Ziele der Delivery Hero Gruppe. Bei einem Unternehmenswert von 1 Milliarde Dollar bestimmt ein Ziel, welches erreichbar ist.
Direkte Konkurrenz in Deutschland gibt es jetzt nur noch von Takeaway. Diese hatten für gemunkelte 100 Millionen Dollar Lieferando übernommen, scheinen sich damit aber nicht besser platziert zu haben. Jitse Groen von Takeaway äußerte sich dem Wall Street Journal gegenüber dahingehend, dass es schwierig werden wird, die Nummer eins zu werden.
Wie es jetzt aber genau weitergehen soll mit beiden Webdomains, darüber schwiegen sich Niklas Östberg und Sibylle Steinbach, die beide das Unternehmen leiten werden aus. Sicher ist nur, dass Jochen Grote, Macher von pizza.de, das Unternehmen verlassen wird. Ein Hinweis darauf, dass er mit der Entwicklung in der Zukunft nicht konform geht oder schon die erste Personaleinsparung? Die Zeit wird es zeigen.
Eine gewisse Vorsicht sollte man bei zukünftigen Entscheidungen jedoch walten lassen, denn weder Domain, noch Unternehmen pizza.de können allzu viel falsch gemacht haben bei der Stärke, die die Marke im Laufe der Jahre entwickeln konnte. Vermutlich will man aber genau das tun und erst einmal beobachten, wie beide Marken sich ab jetzt entwickeln und wer welche Dinge besser zu handeln weiß.
Ob nun Fusion oder Übernahme, 290 Millionen oder nicht, für die Kunden wird sich erst einmal nichts ändern und das ist gut so. Die Frage ob in Zukunft auch noch Takeaway mit Lieferando aufholen und dann auch mitmischen kann, wird sich ebenfalls im Laufe der Zeit beantworten. Hoffentlich vergessen die Beteiligten nicht, dass Unternehmen auch nebeneinander existieren können und Existenzberechtigungen von Kunden nicht immer nach dem Kontostand, Millionen Übernahmesummen und schönen Worten vergeben werden.
Autor Wolfgang Wild Domainsmalltalk