.com: Totgesagte leben länger
Das Karussell um die Domainendungen dreht sich weiter und weiter. Größter Dominator ist die TLD „.com“ eine Endung mit weltweiter Präsenz von unglaublichem Ausmaß. Die .com DomainTLD umfasst mehr als 116,5 Millionen Domainregistrierungen. Die 2. größte TLD die .de Domain TLD gerade mal 15,8 Millionen Domains.
Trotzdem stufte JPMorgan in der vergangenen Woche das Domainunternehmen Verisign , Betreiber der Dot-Com-Registry herab. Die seltsame Begründung: dass neue Top-Level Domains die Registrierungsquote torpedieren würden. Sofort sank der Aktienkurs von Verisign um 1.5 %, um nach einer ersten und genaueren Betrachtung durch den Markt wieder leicht anzusteigen.
Gleichzeitig postete der größte Anbieter von neuen Toplevel-Domains die Nachricht, dass die „Tage von dotcom gezählt sind“. Der Domainhändler Donuts, der im vergangenen Jahr rund 100 Millionen $ in den Start neue Domain-Endungen investiert hat, geht spöttisch auf„.com“ zu und will die beliebte Domain-Endung mit einer „goldenen Uhr“ in den virtuellen Ruhestand verabschieden.
Machtkampf um Domain-Verkauf geht in neue Runde
Donut findet immer neue Argumente gegen Verisign und d Dotcom. Die Endungen der neuen Domains seien frisch, semantisch wertvoll und weltweit verbreitet. Dotcom vergebe nur noch Domainnamen, die bereits aufgegeben und „weggeworfen“ wurden. In der Realität hat Verisign im vergangenen Jahr rund 400 neue Endungen für Kundendomains sowie zahlreiche alte und neue Namen in Kombinationen ausgegeben.
Domain-Investor Michael Berkens und weitere Kenner der Szene erklären die sogenannten „weggeworfenen“ Domainnamen zu Goldnuggets, in denen ein unglaubliches finanzielles Potenzial steckt. Auch Dotcom ist zufrieden. Alte Domains, die bereits vor 10 Jahren aussortiert wurden, erzielen jetzt Höchstpreise. Beispiel: die Domain „345.com“ wurde gerade für 800.000 $ verkauft. Hinzu kommt, dass neue Domainanbieter viele Millionen in neue TLDs investieren, am Ende aber darauf sitzen bleiben, denn die.com-Domains sind mit 6 $ unschlagbar günstig. Neue Top-Level – Domain-Endungen kosten oft zehnmal so viel.
Langjährige Beobachter des Domainmarktes erkennen, dass Verisign seit 2007 Marktanteile beim Domainverkauf verloren hat liegt mit 45 % des Marktes aber immer noch führend. Auch wenn die Verkäufe manchmal zäher sind, besteht kein Grund zur Panik. Die Anbieter der neuen Hochglanz-Domains sind der guten alten Endung auf der Spur und wollen sie mit viel Mediengetöse überrennen, können sich aber auf dem breiten Markt nicht etablieren und bleiben in den Erwartungen weit zurück.
Trotzdem muss sich Verisign die Frage nach neuen Innovationen gefallen lassen. Gibt es neue Ansätze für TDLs und wie viele der 400 Endungen sind wirklich unter .com registriert?
Versign bestätigt, dass rund 16% unter der Hauptendung registriert sind. Die meisten Domainregistrierungen sind deshalb für Verisign „redundant“. Die Unruhe auf dem internationalen Domain-Markt bedingt durch die neuen TLDs, ist ineffektiv.
Die Dot-Domains werden sicherlich nicht aus der Domainlandschaft verschwinden. Es ist aber enorm wichtig, diesen Kleinkrieg zwischen den Domainregistries zu beenden und diese Energie einfach auf neue Innovationen zu lenken, was die Domainkunden in aller Welt freuen würde und den internationalen Domainhandel sicherlich belebt. Potenzial ist da – betrachtet man nur den chinesischen Markt, der dringend neue Domainnamen und -endungen benötigt.
Wolfgang Wild
Domainsmalltalk