Der Verkauf der gemeinnützigen .org-Registry hat für großes Aufsehen auf dem internationalen Domainmarkt gesorgt. Kritiker sehen in dem Verlust der Gemeinnützigkeit durch den Verkauf der Top-Level-Domain auf dem freien Markt große Nachteile für die Besitzer der Domains. Diese mussten bisher die Gemeinnützigkeit Ihres Unternehmens oder der Organisation nachweisen, um überhaupt eine der preisgünstigen und vor allem preisstabilen Domains registrieren zu können.
Die ICANN als Verwalterin des DNS hat sich der massiven internationalen Kritik über schweigsame Zustimmung zum Verkauf gebeugt und jetzt mehr Transparenz durch Bekanntgabe von Details des Deals gefordert. Das Magazin „The Register“ hat die Veröffentlichung der Domainverwalterin gesehen und zeigt sich in einem Kommentar „enttäuscht“ über einen Report, der nach der Meinung der Presse „mehr Fragen aufwirft, als beantwortet“.
Sonderbar mutet der Passus des Verzichts auf Freigabe des „zugrunde liegende Aktienkaufvertrags, vertraulichen Finanzinformationen, Informationen zur Unternehmensorganisation, Entwürfe von Organisationsdokumenten, Unterlagen für staatliche Stellen und bestimmte unterstützende Vertragsdokumente“.
.org-Domainverkauf: Ethos Capital nur Investor
Die ICANN informiert die Öffentlichkeit, dass Ethos Capital zwar als Käufer genannt wurde, eigentlich aber nur als Finanzinvestor auftritt. Neuer Besitzer scheint ein Unternehmen namens Purpose Domains Direct, LLC (PDD) zu sein. Wer das Unternehmen leitet und damit die Entscheidungen über die .org-Domain trifft, wurde nicht bekannt.
PDD ist zudem Besitzer der der Purpose Domains Holdings, LLC und als Teilhaber eines weiteren Unternehmens, der Corporation Service Company (CSC), im US-Bundesstaat Delaware gemeldet. CSC scheint allerdings eine klassische Briefkastenfirma zu sein, die in der Vergangenheit bereits mehrfach bei Übernahmen von Toplevel-Domains in Erscheinung getreten ist.
Eine Umfirmierung der .org-Domain in eine LLC scheint bei der PDD bereits festzustehen und wird auch so von der ICANN kommuniziert, weitere Details wurden aber nicht genannt, was wiederum Kritik hervorrief, das Transparenz in diesem Schreiben der Domainverwalterin nicht erkennbar sei. Der Gemeinnützigkeit der .org-Domains wird mit der Umfirmierung ein Ende gesetzt – unter den Augen der ICANN und anscheinend mit deren Zustimmung.