Die Swisscom gibt das Hosting-Geschäft auf und hat im Dezember alle Kunden informiert. Die Entscheidung ist bereits im Herbst gefallen, die Kündigung der Kunden erfolgt erst jetzt. Swisscom schreibt: „Die Kunden wurden erst jetzt informiert, da wir zuerst klären wollten, welche Alternativen wir ihnen bieten können.“
Die Auflösung der bestehenden Verträge erfolgt laut Kündigungsschreiben zum 31. Mai 2024. Eingestellt werden Homepage-Tool, Web- und E-Mail-Hosting sowie der Domain-Service, als Begründung gibt das Unternehmendie Überarbeitung des Portfolios an, in dessen Zuge man sich entschieden hat, „das Angebotsspektrum zu verändern und den Fokus vermehrt auf andere IT-Lösungen zu setzen“.
Zeit und Mehraufwand für Swisscom Kunden
Swisscom bedankt sich für die Treue der Kunden und entschuldigt sich gleichzeitig für den Mehraufwand an Zeit bei der Suche eines neue Hosters.
Um den Wechsel einfacher zu gestalten und die Kunden zu binden, bietet Swisscom im Kündigungsschreiben die Dienste der Tochtergesellschaften Angebote der Swisscom-Töchter Localsearch, MTF Solutions und Global IP Action respektive des Swisscom-Partners Serv24 an, schreibt aber : „Selbstverständlich steht es Ihnen frei, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Dafür lassen wir Ihnen mit rund sechs Monaten Kündigungsfrist genügend Zeit, um nicht überstürzt wechseln zu müssen“ Die vertragliche – beiderseitig – Kündigungsfrist beträgt einen Monat, insofern kommt die Swisscom den Kunden entgegen.
Laut Pressemitteilung sollen durch den Wegfall der Sparte keine Mitarbeiter gekündigt werden, wie Swisscom schreibt: „Innerhalb Swisscom gibt es einige wenige dedizierte Mitarbeitende auf diesen Produkten. Je nach Qualifikationen wird eine interne Versetzung angestrebt. Abbau ist aufgrund des Portfolioentscheides keiner vorgesehen.“
Wechselempfehlung von Swisscom: Angebot der Tochtergesellschaften
Wie viele Kundenbriefe verschickt wurden, will das Unternehmen nicht sagen, anonyme Quellen berichten von 20.000 Kündigungen. Die Domains werden ab Juni nicht mehr erreichbar sein, deshalb müssen Kunden alsbals handeln und Swisscom will gerne helfen: „Bei den von uns empfohlenen Firmen muss der Kunde lediglich sich beim entsprechenden Unternehmen anmelden und eine Vollmacht unterschreiben, dann wickelt die Firma die Migration für ihn ab und die Daten werden „gezügelt“. Abschließende Schritte, wie das Anpassen des E-Mail-Clients, können nur vom Kunden ausgeführt werden. Es gibt daher einen kleinen Aufwand – aber klar weniger, als wenn die Kunden zu einem anderen Anbieter auf dem Markt wechseln“. Die Kosten und Services sind nahezu identisch und der Wechsel kann ohne zusätzliche Kosten vollzogen werden – bleibt es doch alles in der „Familie“.
Aber auch der Wechsel zu Global IP Action wird – vor allem für Domain-Firmenkunden- empfohlen: „Wechselt der Kunde zu Global IP Action muss er nichts weiter tun (außer die ihm von Swisscom gesendete Vollmacht bestätigen). Bei einem anderen Anbieter müsste der Kunde die DNS-Zone selbst migrieren, bei Global IP Action übernimmt das die Firma für den Kunden, genauso wie die Datenbereinigung. Global IP Action verrechnet für das 9.50 Franken pro Domain.“
Kunden sind verärgert
Die Kunden von Swisscom sind verärgert und äußern dies in vielen Kommentaren im Swisscom Forum, wo man z.B. „Jahrelang Hostings anpreisen und Swisscom Stammkunden damit anlocken und dann innert 5 Monaten alle rauswerfen.“ oder „Danke für dieses tolle Weihnachtsgeschenk! Danke, dass ich innert 5 Monaten eine neue Homepage inkl. Webshop aus dem Boden stampfen darf.“ liest.
Und das stimmt, denn wenn die Kunden zu einem anderen Anbieter als den empfohlenen wechseln wollen, müssen Datenbanken umgezogen und eventuell die Websites neu aufgebaut werden.
Dazu gibt ein Nutzer des Forums folgenden Tipp: „Manche Hosting-Anbieter bieten genau für solche Aktionen einen Umzugsservice an. Oder zumindest ausführliche Anleitungen und auch Support.“
Swisscom muss jetzt sehen, ob der Wegfall der Sparte Hosting mehr schadet als nützt, denn es könnte sein, dass sich viele Kunden abwenden und damit die Erfolgsquote weiter sinkt, als zuletzt.