gTLDs stehen an der „Grenze zur Irrelevanz“ ?
Domainexperten auf der Domain Pulse in Berlin, dem jährlichen Kongress der großen Domainregistraturen Denic, NicAT und Switch, diskutierten über die Entwicklung der generischen Toplevel-Domains, die vor einem Jahr eingeführt wurden.
Die Experten stellen nach diesem Zeitraum kaum messbare Erfolge fest, denn die neuen gTLDs werden schlechter angenommen, als erwartet. Bisher wurden nur 4.1 Millionen Domainadressen unter den neuen TLDs registriert. Bei den klassischen Topleveldomains waren es im selben Zeitraum mehr als 151 Millionen Domain-Registrierungen.
Die Domainspezialisten der großen Registrare sehen die neuen generischen TLD jetzt an der „Grenze zur Irrelevanz“, wie sie übereinstimmend feststellten.
Nur mangelhafte Akzeptanz der neuen Domains ?
Es hat knapp 10 Jahre gedauert, bis die ICANN die neuen Top Leveldomains zur Registrierung freigegeben hat. Der Verband Eco nennt Fehler bei der Planung die zu erschwerten Bedingungen in der Zulassung führt, als Hauptgrund für Verzögerungen und Grundlage für weitere Probleme.
Neue Bewerber mussten sich sehr aufwendigen Vorabtests im technischen und Sicherheitsbereich unterziehen und zum Teil erhebliche Kosten für den Markenschutz aufbringen. Das schreckt natürlich ab. Nachteilig wirkte sich auch die Entscheidung der ICANN aus, immer wieder Domainadressen aus dem Pool zu nehmen, um Kollisionen mit bereits bestehenden Adressen in privaten Netzwerken zu vermeiden.
Zudem wurden Forderungen nach Selbstverpflichtungen von verschiedenen Regierungen laut und große Domainbetreiber klagten gegen die Domain-TLD-Neulinge, weil sie Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht vermuten. Keine ideale Ausgangsposition für die massenhafte Registrierung von neuen Domains.
Wurde noch vor der Einführung der neuen Domain-Adressen eine große Verwirrung und Unübersichtlichkeit auf dem Domainmarkt befürchtet, zeigen die aktuell schwachen Registrierungszahlen genau das Gegenteil, denn augenscheinlich lehnen Domain-Interessenten die neuen Domain-TLD-Adressen ab.
Der Registrar Keysystems allerdings mahnt etwas Geduld an und denkt, dass der neue Domain-Markt etwa 5 bis 10 Jahre benötigt, um in erfolgreiches Fahrwasser zu gelangen. Diese Prognose wurde damit begründet, dass zum Beispiel der Internetriese Google, aber auch andere bekannten Marken viele neue TLDs registriert hätten, diese aber noch gar nicht zur allgemeinen Domainregistrierung genutzt werden.
Nischen-Domains würden generell schleppend registriert, hätten aber dennoch ein großes Potenzial.
In der Zukunft werden die Internetnutzer lernen müssen, dass eine Toplevel Domain nicht immer eine .com oder .de Endungen hat und von den Domainregistraren mehr Aufklärungsarbeit gefordert ist, damit die neuen gTLDs ihre Daseinsberechtigung erhalten und auf dem Domainmarkt überleben können. Das beweisen vor allem die „Städtedomains“, die langsam aber stetig eine steigende Akzeptanz von Domainnutzern erfahren.