Hackerangriffe auf große Netzwerke von Unternehmen und Behörden nehmen rasant zu. Viele Landkreise oder auch Stadtämter in Deutschland konnten nicht mehr richtig arbeiten und versuchen immer noch, die Schäden aus den Hackerangriffen zu beseitigen. Bürgerservices sind auch Monate nach den Übergriffen weder digital noch vor Ort vollständig einsatzbereit.
Aber nicht nur „kleine“ Behörden werden angegriffen. Auch der Bundestag, Bundesministerien und Bundesbehörden stehen im Fokus von Cyberkriminellen.Das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik(BSI) sieht eine „besorgniserregende“ Sicherheitslage im Cyberraum. Erschwerend kommt der Fachkräftemangel in der IT Branche hinzu, denn in den Bundesministerien ist – laut Bundesregierung – derzeit fast jede sechste Stelle (750) im IT Bereich unbesetzt.
Cybersicherheit in Ministerien: Fachkräfte fehlen punktuell
Die Cybersicherheit in den Ministerien obliegt der Bundesregierung und im Einzelnen den Ministern, die diesen vorstehen. Doch es gibt im Bewusstsein der Politiker große Unterschiede bei der Einschätzung der Bedrohungslage im Cyberraum.
BSI-Chefin Claudia Plattner fordert mehr Aufmerksamkeit für Bedrohungen aus dem Internet: „Es muss in den Chefinnen- und Chefetagen ankommen, dass wir uns mehr um das Thema kümmern müssen“.
Anke Domscheit-Berg, Digitalpolitikerin der Linken, vermisst eine einheitliche Sicherheitsstrategie innerhalb der Bundesregierung: „Manche Ministerien haben offenbar nichts gehört von der stark gestiegenen Bedrohungslage. Die Ministerien geben dem Thema eine äußerst unterschiedliche Priorität.“
Dabei versuchen die Ministerien bereits seit längerer Zeit, wenigstens die offenen Stelle im IT Bereich zu besetzen, doch es werden sehr viele neue IT Spezialisten benötigt. Der Markt für diese Fachkräfte ist aber fast leergefegt und viele Bewerber arbeiten lieber in der freien Marktwirtschaft für höhere Gehälter.
Große Unterschiede in den Ministerien
Nicht alle Ministerien haben Probleme mit der IT Abteilung. Das Auswärtige Amt und das Ministerium für Digitales und Verkehr haben die Stellenzahlen in den vergangenen fünf Jahren bereits mindestens verdoppelt, sind also etwas besser aufgestellt. Dennoch ist im „Digitalministerium“ jede dritte Stelle nicht besetzt. Das Bauministerium hat vier neue Stellen ausgeschrieben und diese bereits besetzt.
Im Innenministerium ( BMI) fehlen ganze 450 Fachkräfte. Dieses Ministerium verwaltet die Stellen der Bundespolizei und des BSI und schreibt immer wieder neue Stellen aus, doch auch hier kommen kaum Fachkräfte nach.
Der „kranke Patient“ der unbesetzten Stellen ist das Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach. Von hier wurde die „digitale Aufholjagd“ im Gesundheitswesen mit der elektronischen Patientenakte und dem digitalen Rezept gestartet. Doch in den eigenen Reihen sind fast 80 % der Stellen unbesetzt und es konnten nicht einmal drei Stellen neu besetzt werden.
Es gibt also einiges zu tun in der Regierung, um den Cyberraum zu schützen. Attraktivere Gehälter und Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und Nachwuchsförderung sollten jetzt zum Standard werden.