10 Jahre auf der Flucht: Anonymus Hacker in die USA abgeschoben
Nach 10 Jahren auf der Flucht geschnappt und an die USA überstellt: der mutmaßliche Anonymus Hacker Christopher Doyon aka Commander X spricht von illegalen Methoden der mexikanischen Regierung: „Bitte sagen Sie der Welt, dass ich illegal aus Mexiko überstellt wurde, wo ich politisches Asyl hatte und wo ich ein humanitärer Flüchtling war. Ich wurde im Schutze der Dunkelheit außer Land gebracht.“ Und in den USA umgehend in ein Gefängnis verlegt, denn der Mann ist ein Kautionsflüchtling, der sich im Jahr 2012 einem Gerichtsverfahren entzog und in Kanada und später in Mexiko untertauchte.
Attacken und Blockaden: radikaler Protest von Anonymus
Commander X ist in den USA keine Unbekannter. Dem Mitglied des Hackerkollektivs Anonymus werden gleich mehrere Straftaten zur Last gelegt. Er hatte sich jedoch bereits im Vorfeld einer Gerichtsverhandlung entzogen. Christopher Doyon war nach den Recherchen der Behörden einer der Organisatoren der Operation Peace Camp, die Jahr rund 2010 mehr als 50 Menschen zu einem Democamp vor dem Bezirksgericht Santa Cruz County rekrutierte. Grund des Protests war ein Verbot von Obdachlosenlagern. Er wurde während der Aktion im Oktober 2010 verhaftet und wegen „Schlafens in der Öffentlichkeit“ angeklagt.
Nach der Auflösung des Protests und der Verhaftung mehrerer Verantwortlicher wurde der Server des Gerichts in Santa Cruz etwa drei Monate später durch eine DDoS Attacke kompromittiert. Die Staatsanwaltschaft legte diesen „Vergeltungsangriff“ auch Doyon zur Last und fügte den Übergriff der Anklageschrift bei. Als Koordinatoren der DDoS Attacke wurde die Mitglieder der Gruppe People’s Liberation Front (PLF) aus Massachusetts ausgemacht, die Anonymus nahestanden. Eine der Domains von PLF war auf den Namen Doyon registriert, was den Hacker zum Schuldigen laut Anklage machte.
Doyon wurde im Jahr 2011 vor Gericht gestellt, aber gegen Kaution bis zur Verhandlung aus dem Gefängnis entlassen. Er nutzte diese Zeit, um sich nach Kanada abzusetzen und dort – nach eigenen Angaben – fast sieben Jahre lang in Toronto als Obdachloser gelebt zu haben. Im Jahr 2017 erhielt er angeblich politisches Asyl in Mexiko, wo er nun verhaftet und abgeschoben wurde.
Commander X als Doku-Star
Trotz seiner Flucht aus den USA und der ewigen Unsicherheit, geschnappt zu werden, versteckte sich Doyon nicht, sondern stand sogar für eine kanadische Dokumentation mit dem Titel „The Face of Anonymus“ vor der Kamera. Im Jahr 2016 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Behind the Mask“, in dem er übe rdie Abläufe innerhalb des Hackerkollektivs Anonxmus berichtete.
Jetzt droht dem Hacker ein langes Gerichtsverfahren mit einer möglichen Haftstrafe von bis zu 17 Jahren Haft mit anschließender Überwachung sowie sechsstellige Geldstrafen. Seine Schwester Amy Beth Doyon bittet zudem den mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador um persönliche Fürsprache zur Freilassung des heute 56 jährigen Christopher Doyon.