Satelliten-Internet bald auch in China?

4. Juni 2021 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Statistiken, Interna

China schaut aufmerksam auf die Aktivitäten im All. Im Orbit um unseren Planeten platzieren die „Vorreiter“ SpaceX von Elon Musk, die britische Gesellschaft OneWeb und Amazon mehrere Zehntausend Satelliten für kabelungebundenes Internet, das eine weltweite Abdeckung mit schnellem Internet ermöglichen soll.

Bei diesem Rennen um „freie Plätze“ in der Erdumlaufbahn gibt es anscheinend kein Halten mehr, denn jetzt will auch China mit einem Riesenprojekt in dieses anscheinend zukunftsträchtige und lukrative Geschäftsmodell einsteigen und lässt sich auch nicht von den bisher definierten Nachteilen, u.a. hohe Verzögerungszeit, Begrenzung von Datenmengen, vielfach Störungen durch schlechtes Wetter, hohe Bezugskosten oder Inkompatibilität für Tunnelverbindungen (VPN), abschrecken.

China gründet eigenes Satelliten-Unternehmen

Die Regierung in Peking hat das Satelliten Netz zum Staatsauftrag gemacht und lässt keine Option auf Verzögerung oder gar Scheitern des Projektes, denn die Ressourcen im All sind – wie auch auf der Erde – begrenzt.

Dazu wurde im April diesen Jahres die China Satellite Network Group ins Leben gerufen. Diese Gruppe wird die Aktivitäten rund um die Platzierung der Satelliten und die späteren Vermarktungsmöglichkeiten koordinieren.

Das Meganetz der chinesischen Firma soll von mehr als 20.000 Satelliten getragen werden. Dazu beantragte die Regierung im September 2020 bei der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) der Vereinten Nationen ein Spektrum für den geplanten Internet-Service mit 12.992 geplanten Satelliten. Tendenz natürlich steigend.

Finanzielle Unterstützung kommt von der Kommission der Regierung zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen. Und China bündelt seine Ressourcen, indem die Programme „Hongyun“ und „Xingyun“, einst Konkurrenten, in der China Satellite Network Group zusammengelegt wurden.

Über die monetären Möglichkeiten scheint das Unternehmen noch keine aussagekräftigen Prognosen zu haben, wie Mi Lei von CAS Star im Interview mit der „Caixin“ sagt: „Gegenwärtig ist das Geschäftsmodell des Satelliten-Internets noch nicht ausgereift, aber was die strategische Bedeutung angeht, muss es gemacht werden. Wir werden den kommerziellen Wert betrachten, nachdem wir es gebaut haben.“ Also geht es doch eher um Kontrolle von Netz und Inhalten sowie möglicher Zensur?

Experte warnen vor Gefahren im All

Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts ist ein sehr erfahrener Raumfahrtexperte, der vor einem überfüllten Orbit und den daraus entstehenden gefahren warnt. Er spricht von wachsender Lichtverschmutzung durch die Reflexion von Sonnenlicht auf den Solarpaneelen, die an den Satelliten angebracht sind und Astronomen einen freien Blick ins All verwehren könnten. Ein wesentlicher Punkt sei bei all diesem Hype nicht bedacht worden, sagt er auf Nachfrage der deutschen Presseagentur: „Ich denke, eine größere Kollision ist an einem Punkt unausweichlich“. Er schlägt eine Begrenzung der Anzahl an Satelliten in den unterschiedlichen Umlaufbahnen vor und fordert die Gründung eines Aufsichtsorgans zur Kontrolle des internationalen Verkehrs im Weltraum.

Die „Macher“ am Himmel interessiert das nicht, denn SpaceX startet immer weiter Raketen mit Satelliten, die zu den rund 1600 bereits platzierten hinzukommen und auch OneWeb und Amazon wollen schnell nachziehen. Und bald kommt auch China, die eigenen Trägerrakten starten können, wann immer es soweit ist um das gewaltige Satellitennetz schnell aufzubauen.

.

.

Schreibe einen Kommentar