Das Internet ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Doch ein Mehr an Technologie birgt auch mehr Gefahr. Nicht nur Privatpersonen oder Behörden, auch Infrastrukturen werden durch den technischen Fortschritt deutlich angreifbarer, wie der aktuelle Fall aus Florida/USA zeigt. Ziel des – bisher nicht identifizierten – Hackers war die Kleinstadt Oldsmar, benannt nach dem Automobil-Pionier Ransom E. Olds. Der Ort mit rund 15.000 Einwohnern liegt in direkter Nachbarschaft zu Tampa, wo am 7.Februar der Superbowl stattfand.
Angriff mittels „Team Viewer“
Am 5. Februar 2021 versuchte ein Hacker, die Trinkwasserversorgung der Kleinstadt zu manipulieren. Per Remotezugriff hackte er sich in die Wasseraufbereitung von Oldsmar und erhöhte die Zufuhr von Natriumhydroxit (Natriumlauge) von normalen 100 ppm auf 11.100 ppm. Natriumlauge in geringen Mengen wird in der Wasseraufbereitung zur Regulierung des pH Wertes und Entfernung von Schwermetallen genutzt. Eine solche Erhöhung der Werte, wie vom Hacker vorgenommen, kann schwere Hautreizungen bis hin zum totalen Zersetzen von Gewebe auslösen.
Laut städtischer Behörden installierte der Hacker bereits um 8.00 Uhr morgens eine Backdoor, führte den Angriff aber erst um 13.30 Uhr aus. Mittel zum Zweck war die Fernwartungssoftware „Team Viewer“, mittels derer die Konzentration der Lauge verändert wurde. Ein Mitarbeiter konnte laut Bericht live sehen, wie sich der Zeiger seiner Computermaus selbsttätig bewegte und die Werte so manipulierte. Der Mitarbeiter hat die Änderung sofort rückgängig gemacht und den Fernzugriff unterbrochen. Die staatlichen Behörden und das FBI ermitteln jetzt.
Mehr Hackerangriffe während Coronapandemie
Seitdem die Coronapandemie die Welt beschäftigt, ist die Zahl der Hackerangriffe deutlich gestiegen. Interpol hat bereits im August 2020 eine negative Prognose gestellt und gewarnt, dass mit dem Andauern der Pandemie auch die Zahl der Übergriffe durch Cyberkriminelle auch im Jahr 2021 weiter steigen wird.
Durch mehr Homeoffice und „Telearbeit“ werden Hacker vermehrt Phishingangriffe durchführen und Ransomware einschleusen. Dabei nutzen sie das Interesse der Menschen an allen Vorgängen rund um Covid 19 aus, u.a. Informationen zu Impfstoffen und Behandlungsmethoden. Im Zusammenhang mit Corona wurden 2020 deutlich mehr Domainnamen registriert und kriminell genutzt.
Ebenfalls häufiger als vor der Krise wurden kritische Infrastrukturen, wie z.B. Krankenhäuser oder Grundversorger durch sogenannte Erpressersoftware kompromittiert.Dabei verwenden Hacker immer wieder neue Methoden, um an Zugangsdaten von Mitarbeiter oder Privatpersonen zu gelangen, um dann Daten zu stehlen und diese später zu verkaufen oder für weitere kriminelle Taten zu nutzen.