Wenn die Verträge für Domainadressen vor der Verlängerung stehen, laufen sie oft aus, wenn die Registranten sie nicht oder nicht mehr nutzen oder die fristen zur Verlängerung ganz einfach versäumen. Dann werden diese Domainadressen in den freien Domainmarkt zurückgeführt und sind für Jedermann zur Registrierung offen.
Da einige Domainadressen besonders prägnante oder bekannte Namen enthalten – u.a. die verwaisten Adressen von politischen Verbänden oder Parteien – werden sie häufig von Händlern übernommen, die ihren Bekanntheitsgrad über diesen „Seiteneinstieg“ vergrößern wollen.
Interessant sind diese Domainadresseninhaber vor allem für Hacker und Hackergruppen, die unter diesen Adressen in betrügerischer Absicht sogenannte Fakeshops oder Plagiats-Shops mit Billigwaren aus dem asiatischen Raum aufbauen.
.de Adressen beliebt für Fakeshops
Die Digitalberatung WDP hat bei einer Untersuchung festgestellt, dass vor allem die .de Adressen für Cyberkriminelle interessant ist und die Zahl der Fakeshops unter verwaisten Domainadressen von 5000 in 2014 auf 16.000 in 2019 angestiegen ist. Und wahrscheinlich ist die Dunkelziffer weit höher mit einem stetigen Aufwärtstrend. Christoph Nichau vom WDP sagt zu diesem Trend: „Deutsche Internetadressen erfreuen sich großer Beliebtheit, „weil diese Domains schon seit Jahren in den Suchmaschinen etabliert sind. Das heißt, wenn sie jetzt Inhalte auf diesen Domains online stellen, werden diese sehr schnell von Suchmaschinen wie Google oder Bing indexiert. Und in Folge können Verbraucher, die nach Markenprodukten suchen, sehr schnell auf diese Domains geführt werden.“
Die Registrierung einer Domainadresse ist eine Sache von Minuten und so werden für kurzfristige Kampagnen, vor Wahlen oder für Events .de Adressen belegt, die einen gewissen Erinnerungswert haben und dann verwaisen. Solche Adressen sind für Betreiber von Fakeshops sehr interessant und so finden Nutzer immer wieder unter Adressen, wie fdpmoelln oder cdu-seckbach Angebote für Plagiate, Hundefutter, Sportkleidung oder ähnliche Produkte
Altbesitzer sehen keine Probleme
Den Parteien und Organisationen ist meist nicht bewusst, was passieren kann, wenn die Domainadressen nicht verlängert werden und sind überrascht, wenn Kunden sich beschweren, weil sie für Fake-Produkte bezahlt haben oder keine Ware bekommen. Versuche, diese Plagiatshops aus den Adressen zu vertreiben gibt es, doch meist sehen die Altbesitzer keine ausufernden Probleme, da sie sich nicht in der Pflicht sehen, einmal registrierte Domainadressen auch wirklich zu behalten.