Der Werbebetrug – Ad Fraud – hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und kostet die Werbeunternehmen sowohl Geld als auch Kundenakzeptanz..
Ad Fraud hat viele Gesichter. Besonders häufig werden Firmen durch das „Domain Spoofing“ kompromittiert. Bekannt sind auch die Hackertechniken „Hidden Ads“, „Pixel Stuffing“ oder „Click Bots“.
Philipp von Hilgers, Mitgründer und CEO von Meetrics und im Digitalverband BVDW Vorsitzender der Fokusgruppe Digital Marketing sagt dazu: „Beim Ad Fraud lässt sich mit einfachen Mitteln eine ganze Menge Geld verdienen und das ohne hohe Risiken. Manchmal simuliert eine ganze Armada von ferngesteuerten Botnets, dass sie unterschiedliche Nutzer seien, und surfen Webseiten an, die aussehen wie normale Nachrichtenseiten, aber in Wahrheit Potemkinsche Dörfer sind.“
Alle haben gemeinsam, dass sie von Nutzern schwer erkenn- oder durchschaubar sind und sich kaum von den gutartigen Bots, die echten Traffic generieren,unterscheiden. Die Kunden buchen und kaufen auf den Fake-Domains, da sie von attraktiven Preisen angelockt werden. Laut verschiedener Statistiken könnte der Schaden für die Werbefirmen im Jahr 2019 mehr als 150 Millionen Euro betragen oder sogar weit darüber gehen. Die Branche hat bisher noch keine verlässlichen Messungen vorgelegt, muss sich also besser organisieren und Gemeinsamkeit schaffen.
Kampf gegen Ad Fraud verstärken
Die Werbebranche steht vor der großen Aufgabe, die gutartigen Bots von den bösartigen zu unterscheiden und entsprechende Maßnahmen zu treffen. Der Digitalverband BVDW hat die gutartigen Bots der Kategorie „General Invalid Traffic“ (GIVD) und die bösartigen Bots der Kategorie „Sophisticated Invalid Traffic“ (SIVT) zugeordnet.
Die Werbetreibenden müssen also gegen die Hacker aufrüsten. Ziel ist eine Null-Prozent-Ad-Fraud-Rate. Das bedeutet, sowohl die technischen Möglichkeiten zu verbessern als auch die Nutzer zu informieren und für das Thema zu sensibilisieren. Dabei spielt auch die Transparenz innerhalb der Branche eine große Rolle.
Im technischen Bereich können die Unternehmen mittels „Ad Fraud Detection“- oder Protektion-Tools gegen den SIVT, also die bösartigen Bots, vorgehen. Allerdings rüsten auch die Hacker weiter auf. Oliver Hülse vom BVDW sagt: „Die technischen Möglichkeiten werden raffinierter – aber auf beiden Seiten. Wenn ein Betrüger gerade eine neue Ad-Fraud-Mechanik erfunden hat, jagt er diese durchs Netz. Die neue Betrugsart muss zunächst als solche erkannt werden, um wirkungsvolle Maßnahmen anzuwenden zu können. Ein Unternehmen, das in dieser kurzen Zeitspanne gerade Werbung schaltet, ist dann ein mögliches Opfer.“ Philipp von Hilgers ergänzt: „Man muss dafür sorgen, dass sie auf ihrem Inventar sitzenbleiben. Der Aufwand muss so hoch sein, dass sie auch eine echte Website betreiben und deren Inventar vermarkten könnten.“
Ein langer Weg also, der noch mehr Aufwand erfordert.