Klarnamenpflicht in der Diskussion
Die Anonymität im Internet wird immer häufiger zur Verbreitung von Hasskommentaren oder Beleidigungen sowie zur Verbreitung von Lügen genutzt. Die Verfasser haben durch die Anonymisierung kaum Nachteile oder gar Strafanzeigen zu erwarten und können sich dementsprechend „austoben“. Vor diesem Hintergrund wird der Ruf nach einer Klarnamenpflicht immer lauter. Dazu gibt es viele positive Meinungen aber auch Personen, die dies ablehnen. Pro und Contra wird jetzt immer häufiger diskutiert.
Pro Klarnamenpflicht
Gerade flammt die Diskussion um Klarnamen in Parteikreisen wieder auf. Nach der Ermordung des ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke war das Internet voll mit Hasskommentaren, die von übler Nachrede bis hin zu Aufrufen zu weiteren Angriffen auf Politiker reichten. Die Landes- und Bundespolitiker mehrerer Parteien sprachen sich daraufhin auf eine neue Regelung mit Klarnamenpflicht aus. Für die Familie des Verstorbenen mag es kaum zu ertragen sein, solche Kommentare zu lesen, doch Aufrufe zu Gewaltverbrechen sind höchst kriminell.
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) war selbst mit Walter Lübcke bekannt und will jetzt wissen, wer solche Kommentare verfasst. Sie geht aber noch weiter und sagt :“Wir müssen darüber reden, ob im Netz alles erlaubt sein darf. Oder ob wir nicht eine strengere Netiquette brauchen“. Diesem Ansinnen schließen sich Politiker mehrerer Parteien an. Sie glauben, dass derart bösartige und kriminelle Kommentare erheblich weniger werden, wenn jeder Nutzer seinen Klarnamen angeben muss. Dann sinkt die Hemmschwelle, denn wer beleidigt sein Umfeld, wenn jeder weiß, von wem diese Kommentare stammen?
Auch Facebook steht einer Klarnamenpflicht offen gegenüber und versucht die Nutzer des Netzwerks schon seit Jahren zu überzeugen, Klarnamen anzugeben. Natürlich nicht uneigennützig, denn mit Klarnamen lässt sich durch mehr Werbung auch mehr Kasse machen.
Contra Klarnamenpflicht
Blogger und Netzaktivisten sind gegen eine Klarnamenpflicht. Sie weisen daraufhin, dass es wichtige Gründe gibt, im Netz anonym zu bleiben. Solche Gründe können z.B. Krankheiten, Kinderwunsch oder auch private Dinge sein. Nutzer suchen im Netz anonym nach Lösungen und Hilfe – ohne dass das Umfeld informiert ist. Zudem weisen Blogger daraufhin, dass „das Internet nichts vergisst“. Einmal geschriebene Kommentare wandern jahrelang durch das Netz. Geben die Nutzer nun Klarnamen an, könnten ihnen kritische Kommentare noch viele Jahre später schaden.
Es erscheint aus dieser Warte sinnvoll, die Klarnamenpflicht nicht zu pauschalisieren sondern sinnvoll und gezielt einzusetzen.