Industrie-Spionage in Deutschland gibt es nicht ?
Edward Snowden, ehemaliger Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstes CIA, hatte im Juli 2013 die Welt mit seinen Enthüllungen über die Aktivitäten internationaler Geheimdienste schockiert.
Er hat nach eigenen Angaben Dokumente der US-Sicherheitsbehörde NSA gestohlen und berichtet in Ansätzen über die Spionage in befreundeten Staaten. Dabei kam auch heraus, dass das Handy der deutschen Bundeskanzlerin über einen längeren Zeitraum systematisch abgehört wurde. Kanzlerin Merkel hat vor Kurzem vor dem NSA Ausschuss als Zeugin ausgesagt, konnte aber nur angeben, dass auch sie erst durch die Veröffentlichungen des Whistleblowers Snowden von den Geheimdienstaktivitäten erfahren hat.
Doch sind es nur die Amerikaner, die spionieren? Mitnichten, die Spionageaktivitäten ausländischer Geheimdienste konzentrieren sich seit längerer Zeit nicht mehr nur auf die Abwehr von Terrorismus, sondern stärker auf Industrie, Wirtschaft und vor allem technische Innovationen weltweit.
Milliardenschäden durch Industriespionage
Florian Oelmaier vom Beratungsunternehmen Corporate Trust hat in einer Studie die Schäden für die deutsche Wirtschaft auf einen zweistelligen Milliardenbetrag beziffert. Dazu hat das Unternehmen die von Edward Snowden und der NSA veröffentlichten Dokumente ausgewertet. Laut Experte Oelmeier waren aber „fast alle deutschen Großkonzerne von solchen Angriffen schon betroffen“. Zudem gibt er an, dass „jede Firma im Bereich alternativer Antriebe schon Opfer der NSA-Angriffe wurde – sprich jeder deutsche Autohersteller beziehungsweise Zulieferer auf diesem Gebiet“.
Die Bundesregierung wiegelt ab und meint dazu, dass die NSA keine Industriespionage betreibt, weil sie „nicht die Skizzen eines neuen Autos bei Volkswagen abgreifen und an den Konkurrenten General Motors weitergeben“. Laut Oelmeier ist diese Beurteilung unkorrekt und umreißt das eigentliche Problem nicht .
„Teile der deutschen Wirtschaft sind explizit Aufklärungsziel von NSA und Co“, so die Experten von Corporate Trust in ihrer Studie. „Die NSA hatte 2012 nachweislich den Auftrag, französische Angebote für internationale Aufträge, die 200 Millionen Dollar übersteigen, auszuspionieren. Warum sollten deutsche Firmen davon verschont bleiben?“
Laut Sicherheitsexperten überwachen die Geheimdienste ihre eigenen Technologieunternehmen und versuchen gleichzeitig, in anderen Ländern wertvolle Daten zu sammeln. Dabei arbeiten sie nach verschiedenen Aussagen von Sicherheitsexperten auch immer wieder mit Google zusammen.
Unternehmen, deren Daten gestohlen wurden, schweigen eisern, um den öffentlichen Schaden zu begrenzen. Deshalb gelangen nur wenige Informationen zur Industriespionage an die Öffentlichkeit. Doch die Gefahr ist allgegenwärtig und verlangt ein Umdenken von Wirtschaft und Regierung. Der IT-Sicherheit muss mehr Raum und auch Geld zur Aufrüstung gegeben werden.