ICANN Treffen 2016: Streit um .web-Domain
Das Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) fand vom 3. bis 9. November 2016 in Hyderabad/ Indien statt. Auf der Veranstaltung gab es einen Eklat, als die Vertreter der von VeriSign und Afilias heftig aneinander gerieten. Der Streitpunkt: die Top-Level Domain .web, die Nu Dot Com für 135 Millionen US Dollar ersteigert hat. Pikant dabei ist, dass VeriSign davon satte 130 Millionen USD als „Sponsor“ vorgeschossen hat. Afilias hat deshalb die Auktion für ungültig erklärt und prangert VeriSign sowie Nu Dot Com wegen des Verstoßes gegen die Regeln der Netzselbstverwaltung an. VeriSign hat dagegen scharf protestiert.
Domain Auktion gegen geltendes Recht?
Die Toplevel-Domain .web gehört zu den vielversprechenden Adressen im Internet und wurde deshalb bereits vor der Auktion favorisiert. Insgesamt 7 Bewerber traten zur Auktion im August 2016 an, wurden aber final von Nu Dot Com überboten. Zuvor hatte Donuts noch versucht, die Versteigerung zu stoppen, scheiterte aber. Nu Dot zahlte die 135 Millionen USD Kaufsumme und kurz darauf gab VeriSign öffentlich zu, 130 Millionen davon als „stiller Investor“ beigesteuert zu haben.
Beim Treffen der Registries in Hyderabad äußerte sich der Afilias Vorstandsvorsitzende nochmals zu diesem Thema und forderte die ICANN Gremien sowie den Vorstand auf, die Auktion für ungültig zu erklären und .web neu auszuschreiben. Als Grund gab er an: „Das neue TLD-Verfahren sei eigens entwickelt worden, um zu verhindern, dass der Zuschlag für solche Namenszonen einfach weiterverkauft, übertragen oder überlassen werde.“ Da Verisign mit .com und .net sowieso den Markt „diktiere“, sei es unfair, noch eine dominante Adresse in die Hände des Registrators zu geben.
Die Manager von VeriSign verteidigten den „Deal“ mit Nu Dot und bezeichneten sich selbst nur als „Backend-Registry“. Nu Dot habe die Auktion rechtmäßig als Meistbietender beendet und den Zuschlag erhalten. VeriSign habe keine Managementverantwortung oder Anteil von Nu Dot übernommen, sondern VeriSign als Registry verpflichtet, was ein übliches Prozedere sei. Den anderen Mitbewerbern und vor allem Afilias warfen die Manager ausschließlich finanzielle Interessen an einem Deal rund um die neuen Toplevel-Domains vor.
Die ICANN Gremien äußerten sich nicht zu den Vorwürfen, betonten aber, die Auktion sei rechtmäßig abgelaufen und mit der Zahlung der Kaufsumme auch abgeschlossen. Wie der Erlös verteilt wird, ist noch nicht bekannt, die ICANN äußerte sich auf der Konferenz nicht dazu.