DotBerlin: Domainhändler mit Kampfgeist
Das Startup DotBerlin hat einen langen Atem bewiesen. Zehn Jahre lang hat Gründer Dirk Krischenowski für nur eine Vision gelebt und gekämpft: die Domainendung .berlin. Jetzt hat der Unternehmer sein Ziel erreicht und verkauft die Domainadressen mit der bezeichnenden Endung. Doch der Weg dorthin war lang und voller Widrigkeiten. Neun Jahre lang generierte DotBerlin keinen Gewinn und hatte mit der ICANN einen schier übermächtigen Gegner.
Nachfrage nach neuen Domainendungen ist rasant gestiegen
Onlinemaketer Krischenowski verfolgt den Domainmarkt bereits seit 1999 und bemerkt immer öfter, dass die Nachfrage nach neuen Domainendungen das Angebot übersteigt. Selbst für seinen Arbeitgeber, ein Pharma Konzern, kann er die gewünschte Domainadresse nicht registrieren, weil sie bereits vergeben ist. Und neue Domainendungen gibt die ICANN zu jener Zeit nicht frei. Die Organisation wacht streng über die Internetstruktur und limitiert die generischen Toplevel Domains. Doch die 20 generischen Domainendungen und rund 250 Länder-Domainendungen sind nicht ausreichend und so gibt die ICANN im Jahr 2000 neu unspezifische Domainendungen, u. a. .info und .biz frei.
DotBerlin stellt ICANN neue Ideen vor
Das Startup erkennt die Zeichen der Zeit und sucht das direkte Gespräch mit der ICANN. Auf einem Treffen im Jahr 2003 stellt Krischenowski den CEO`s der Organisation seine Idee vor: spezielle Städtedomains, die den Spirit der Orte weitergeben und ein starkeBindung von Unternehmen, Organisationen oder auch Künstlern mit der Destination demonstrieren. Seine Präsentation „Ichbinein.berliner“ endet mit stehenden Ovationen und einer ungeteilten Aufmerksamkeit der internationalen Teilnehmer. Die ICANN kündigt daraufhin eine neue Bewerberrunde für Domainendungen an.
Da die ICANN hohe Bürgschaften von zukünftigen Domainbetreibern fordert und das Startup mit einer größeren Kapitaldecke arbeitet, suchen der Betreiber von DotBerlin in der deutschen Hauptstadt nach interessierten Unternehmen und Personen, die diese Idee tragen – und finanzieren. Auch der Berliner Senat wird ins Boot geholt, denn eine .berlin Domain ist auch für die Stadt lukrativ. Zusätzlich zahlen Krischenowski und sein Partner hohe Summen für Verträge und große Serverstrukturen, um das neue Geschäft zum Laufen zu bringen.
Das hartnäckige Werben für die digitale Heimat Berlin zahlt sich aus. Mehrere große Unternehmen zeichnen Gesellschafterverträge und so wartet DotBerlin auf eine neue Bewerberrunde. Die wird von der ICANN aber erst im Jahr 2008 beschlossen und soll 2012 beginnen. Ein Rückschlag für DotBerlin, denn mit dem Zeitverzug gerät die Finanzierung des Projektes noch mehrfach in Schieflage.
Toplevel Domain .berlin geht endlich online
Im Mai 2014 hat DotBerlin trotz großer Widrigkeiten und finanzieller Hängepartie das Ziel erreicht. Die Städtedomain .berlin geht online und der Verkauf von Domain-Adressen kann beginnen. Nach wenigen Minuten sind bereits 20.000 Vorbestellungen eingegangen. Ein guter Erfolg, den das junge Unternehmen auch feiert. Doch dann stagniert der Verkauf und DotBerlin verzeichnet – entgegen der Prognosen der ICANN – bis Ende 2014 nur 57.00 Registrierungen. Nun ist es an dem Domainhändler, noch mehr Berliner Künstler, Vereine und Unternehmen von den Vorteilen einer .berlin Domainadresse zu überzeugen, denn eine digitale Heimat ist heute unverzichtbar.