Vom Hacker zum Virenjäger:
Das Leben des IT-Spezialisten Morgan Marquis-Boire ist spannender als ein Thriller und für den Cybernachwuchs besonders interessant. Seine Karriere als Hacker begann schon vor 20 Jahren. Damals profitierten Studenten in den USA von seinen Online-Anleitungen zur „Optimierungen von Noten“ oder der Uhrzeitverstellung zur Nutzung günstigerer Tarife.
Nach dem Studium wurde der Neuseeländer mit Hang zu Dreadlocks und Metal-Rock von Google angeworben und arbeitete dort in einem Team, das Hacker vom Netzwerk des Internetgiganten fernhalten sollte.
Später erstellte er Analysen über digitale Überwachungen für die Bürgerrechtsorganisation Electric Frontier Foundation sowie das renommierte Citizen Lab. Als eine Art Underdog arbeitete er an Berichten über internationale Konzerne, die mit Überwachungssoftware Millionen verdienten. Die Unternehmen waren von den Analysen des Hacker-Teams nicht begeistert, doch nach einer Weile entwickelten die Berichte eine seltsame Eigendynamik und Software-Hersteller warben sogar Kunden mit dem Argument „ von Hackern getestet“ an.
Hacker wird zum White Head
Die vielen internationalen Konflikte und die drastische Zunahme von „digitalen Auseinandersetzungen“ waren schließlich Gründe, die den Hacker Morgan Marquis-Boire zum sogenannten „White Head“ machten – einem Hacker, der andere Menschen vor Cyberkriminalität schützt.
Mit einem ambitionierten Team analysiert er Schadsoftware, um die „Hintermänner“ zu finden. Immer häufiger stellt sich heraus, dass Staaten auch Hacker verpflichten, um gezielt Personen, Unternehmen oder Organisationen auszuspionieren. Marquis-Boire konnte so schon vielen gefährdeten Aktivisten helfen und auch verschiedenen Ländern die Spionagetätigkeit nachweisen.
Morgan Marquis-Boire arbeitet für „The Intercept“. Das Magazin berichtet ambitioniert über Internetüberwachung und Leaks. Der aktuelle Bericht im Magazin beschäftigt sich mit der Hackergruppe „Packrat“, die seit 2008 gezielt Juristen und Journalisten in Südamerika ausspioniert und wahrscheinlich von einem oder mehreren Staaten finanziert wird. Die Cyberkriminellen werden auch mit Alberto Nisman in Verbindung gebracht. Der argentinische Staatsanwalt starb im Januar 2015. Das Team um Marquis-Boire konnte auf seinem Smartphone aktive Spionage-Software finden und analysieren.
Morgan Marquis-Boire geht einen schwierigen Weg, um Menschen weltweit zu helfen und Regimes an den digitalen Pranger zu stellen. Und er widmet sich einer neuen Aufgabe: Morgan Marquis-Boire schützt jetzt Journalisten vor Cyberkriminalität.