Europaparlament vs. Google –
Goliath gegen David oder nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Diese Frage stellen sich viele, nicht nur die, die durch die Strategie des Suchmaschinenmonopolisten mit ihren eigenen Domains in den Hintergrund gedrängt werden.
Ob hier allerdings wirklich ein Goliath gegen einen David kämpft, ist fraglich, denn Google wird sich mit der Forderung der Entflechtung von Domain-Suchergebnissen und eigenen Inhalten nicht wirklich aufhalten.
Besonders beeindruckend wird es in der Unternehmensführung wohl auch nicht aufgenommen werden, die Anweisung, in Zukunft eigene Domaininhalte anders zu platzieren, als vor den eigentlichen Suchergebnissen. Wieso auch? Schließlich wird niemand dazu gezwungen, die Google Suchmaschine zu nutzen. All den Domaininhabern, die bisher bei den Suchergebnissen das Nachsehen hatten, wird dies allerdings nicht helfen.
Wann immer ein User nach einer Straße, dem aktuellen Wetter, Sportergebnissen oder dem Kinoprogramm gesucht hat, wurden ihm die Ergebnisse der hauseigenen Angebote zuerst angezeigt. Noch vor allen anderen Ergebnissen hatte der User bei Google das gefunden, was er suchte und andere Domains hatten das Nachsehen und Besucherverluste.
Dies soll jetzt anders werden, möchte das EU-Parlament doch ein Internet und kein „Google-Net“. Man wünscht sich mehr Vielfalt und weniger wettbewerbseinschränkende Maßnahmen von Google. Ob das so einfach durchzusetzen ist, ist fraglich. Natürlich wäre es schön, wenn nicht immer gleich Google mit den eigenen Angeboten aufwarten würde, sobald irgendein User nach einer x-beliebigen Domain sucht, doch wer kann es ihnen verübeln? Hat sich daraus doch ein sehr lukratives Geschäftsmodell entwickelt. Als Suchmaschine die Nummer eins werden und dann alles bedienen, was der User sich so wünscht. Soweit so gut, hätten andere ja genauso clever machen können, doch wo bleibt da der faire Wettbewerb? Auf der Strecke möchte man meinen, es sei denn, es ändert sich etwas. Aber wie fair ist das dann? Kann man einem Unternehmen einfach verbieten, besser als der Wettbewerb zu sein und das dann auch auszunutzen? Ganz so einfach wird es vermutlich nicht sein. Google wird mit Sicherheit Wege finden, diese Forderung zu umgehen und dann wieder mit ihren eigenen Inhalten Suchanfragen zu bedienen.
Es ist schon richtig, dass das Internet eine möglichst große Vielfalt anbieten sollte und das tut es ja auch. Nicht jeder User geht über eine Suchmaschine, um passende Domains anzuwählen. Viele haben mittlerweile ihre Domainfavoriten und die werden direkt angewählt. Natürlich sucht man dann und wann etwas, wozu eine Suchmaschine hilfreich ist, ob Google da aber punktet, ist fraglich. Immer lauter werden die Beschwerden, bei Google sowieso keine vernünftigen Suchergebnisse angezeigt zu bekommen und aufgrund der Domaindatensammelwut-Gerüchten meiden eh sehr viele User den Monopolisten.
Letztendlich dürfte die Diskussion um die Vielfalt im Internet aber sowieso ad absurdum geführt werden, denn die gibt es doch schon lange nicht mehr. In fast jeder Branche gibt es ein oder zwei Unternehmen, die die Nase immer vorn haben. Sei es Amazon in der Buchbranche, ebay bei Auktionen und Zalando bei Schuhen. Branchen werden heutzutage fast in einem Atemzug mit einer ganz bestimmten Zieldomain genannt, einem Unternehmen, was von sich Reden gemacht hat und dabei wird es vermutlich auch bleiben. Kleinere Unternehmen, Domain-start-ups und Newcomer haben kaum eine Chance, es sei denn, sie warten mit etwas vollkommen neuem auf. Einer Nische, die noch nicht bedient wird. In diesem Sinne dürfte die Diskussion um die Vielfalt des Internets nicht wirklich sinnig sein, auch wenn dies wünschenswert wäre.
Wolfgang Wild
Autor, Domainsmalltalk