Hackerattacke auf ecuadorianische Schutzmacht wegen Ansage von Assange?
Und die unendliche Geschichte um den australischen Domain Whistleblower Julian Assange nimmt kein Ende. Zumindest so lange nicht, bis irgendwann einmal all die diplomatischen Verstrickungen, Anschuldigungen und Vorwürfe ein Ende finden.
Just einen Tag vor der Entscheidung eines schwedischen Gerichts, den Haftbefehl gegen Julian Assange aufgrund der Missbrauchsvorwürfe von zwei Frauen, aufrecht zu erhalten, gab der ecuadorianische Präsident Rafael Correa bekannt, Opfer eines Cyperangriffs geworden zu sein. Die schweren Vorwürfe, seine elektronischen Konten und die seiner Engsten attackiert zu haben und Gespräche der Mobiltelefone per Mikrofon zu belauschen, sind ganz klar in eine bestimmte Richtung deutend: nach Washington. Correa möchte den Eindruck erwecken, dies sei die Antwort auf das Asyl, welches seine Botschaft in London, dem Wikileaks-Domain Gründer Julian Assange schon seit geraumer Zeit bietet.
Direkt verantwortlich macht natürlich auch Correa niemanden dafür, doch ist allseits bekannt, dass derartige Angriffe auf Staatsoberhäupter mittlerweile zum Standardrepertoire eines jeden Geheimdienstes gehören. Nicht besonders schwierig also, die Menschen davon zu überzeugen, dass dies wieder geschehen ist.
Schweden hat allerdings bei seinem Haftbefehl ganz andere Ziele im Auge, und zwar, Assange dazu zu bringen, sich vor einem schwedischen Gericht zu den Missbrauchsvorwürfen zu äußern. Dass danach, wie Assange Anhänger vermuten, eine Auslieferung an die Vereinigten Staaten erfolgen würde, das ist bisher nur eine verschwommene Ahnung, denn die USA haben bisher nicht einmal einen Auslieferungsantrag gestellt. Natürlich ist die Angst von Julian Assange groß, dass dies zu erwarten sein wird, schließlich hat er auf Wikileaks Enthüllungen veröffentlicht, die das US-Militär betreffen und einen Lorbeerkranz wird er dafür von den USA wohl kaum erhalten. Allerdings, während Großbritannien angekündigt hat, Julian Assange sofort beim Verlassen der Botschaft in Haft zu nehmen, aufgrund des ausstehenden Haftbefehls, scheinen Australien und die USA nur Zuschauer zu sein. Bisher.
Ob die ecuadorianische Regierung, die umgehend verlautbarte, dass Assange so lange im Asyl der Botschaft verharren kann, wie notwendig, dabei wirklich die Sicherheit von Julian Assange im Auge hat, oder ganz eigene Pläne verfolgt, das bleibt abzuwarten. Sicher ist auf jeden Fall, dass dieser Fall, sollte nicht bald eine der Parteien nachgeben, zu einer langwierigen und zähen diplomatischen Affäre werden, mit mindestens fünf Beteiligten und dies sind Schweden, Ecuador, Großbritannien, die USA und Australien.
Naheliegend wäre es aus diesem Grund schon, dass die eine oder andere Macht versuchen könnte, Druck auf Ecuador auszuüben. Letztendlich sind sich zumindest Schweden und Großbritannien einig: Assange wird, sobald er die Botschaft verlässt ausgeliefert. Die USA wird vermutlich abwarten, bis Assange in Schweden vor Gericht gestellt worden ist und irgendwann seine Auslieferung beantragen und Australien … tja, die bräuchten sich eigentlich gar nicht einzumischen. Ganz so einfach wird es aber bestimmt nicht werden, denn da steht ja noch Ecuador im Weg. Ob man hier wirklich diplomatisch vorgehen wird oder vielleicht den diplomatischen Gummihammer hervorholen wird, dass zu entscheiden wird nicht ganz so einfach sein. Wenn es hart auf hart kommt, könnte es auch sein, dass man die Ansicht vertreten wird, die Enthüllungen über staatliche Einrichtungen, wie beispielsweise das Militär, wiegen schwerer, als Missbrauchsvorwürfe und dann, ja dann könnte die USA Assange zuerst in die Finger bekommen. Und ob Schweden dann jemals zum Zuge kommen wird, darf bezweifelt werden, denn die Strafe in den USA könnte enorm hoch ausfallen.
Wolfgang Wild Autor Domainsmalltalk