EZBs Internetanbieter Verizon kollaboriert mit NSA … na und?
So oder so ähnlich liest sich die Antwort, die EU-Parlamentarier auf ihre Nachfrage hin erhalten haben, die der Sorge gilt, dass die EZB ihre Daten einem Unternehmen anvertraut, welches bekanntermaßen mit einem Geheimdienst zusammenarbeitet.
Kopfschütteln und Ungläubigkeit ist das, was die Antwort von Mario Draghi seines Zeichens Zentralbankpräsident hervorruft. Von strikten Kontrollen und höchsten Sicherheitsstandards ist dann dort die Rede und davon, dass die Europäische Zentralbank die Gefahr der Wirtschaftsspionage ernst nimmt. Abgewogen wurde und keine Notwendigkeit entdeckt, eine Veränderung herbeizuführen. Schließlich stelle Verizon keine Telefondienste zur Verfügung, lediglich Internetbezogene Dienste und einen „Business Continuity Service“ stelle Verizon bereit.
Als lax, arrogant und ignorant wird diese Haltung kommentiert. Zumindest sieht Cornelia Ernst dies so. Die Sprecherin der Linken des Europäischen Parlaments ist der Überzeugung, dass man hier Augenwischerei betreibt und die EZB einfach ihren Job nicht macht. Ihrer Meinung nach gibt es nur zwei Möglichkeiten für eine solche Haltung, wie von Draghi vorgetragen. Die eine wäre die, dass es der Europäischen Zentralbank einfach egal ist, ob sie ausspioniert werden, die andere, und viel schlimmere, die, dass sie mitmischen.
Seltsam mutet die Haltung schon an, wenn man den Vorfall im Juli betrachtet, bei dem Hacker sich Zugriff auf E-Mail-Adressen und Kontaktdaten verschafft haben. Eine eindeutige Sicherheitslücke, aber hier, wie so oft, wurde einfach nur abgewiegelt. Die meisten Daten aus der Datenbank wären ja sowieso verschlüsselt gewesen und die erbeuteten wären nicht sensibel gewesen und intern auch nicht. Ein ganz klarer Beschwichtigungsversuch und selbst für die Uninformiertesten als solcher zu erkennen.
Für Fabio de Masi, den linken EU-Parlamentarier eine ganz klare Angelegenheit, die nur dann passiert, wenn man Diebe als Wachschutz beauftragt.
Auch andere Ausschussvorsitzende Abgeordnete wollen diese Haltung nicht einfach so hinnehmen. Gemeinsam haben sie einen Brief an die Vorsitzenden geschrieben, mit der Bitte sich der Sache anzunehmen. Jetzt sind ECON, Ausschuss für Wirtschaft und Währung, und LIBE, Ausschuss für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres, gefragt. Diese kommentierten bisher nicht, allerdings ist es fraglich, ob sie sensible Daten ausgerechnet den Unternehmen überlassen werden, die nachweislich oder auch nur mutmaßlich mit der NSA zusammenarbeiten.
Mit Sicherheit gäbe es einige Unternehmen, die mit dieser Haltung gar nicht falsch liegen würden, was Verizon betrifft, aber ausgerechnet die Europäische Zentralbank sollte nicht gerade dazu gehören. Natürlich bleibt letzten Endes offen, ob wirklich Daten ausgetauscht, ausspioniert oder in die falschen Hände weitergeleitet werden, doch das Thema ist so brisant, dass eine klare und eindeutige Haltung dazu gerade in der EU sehr zu empfehlen wäre.
Allein die Möglichkeit oder Gefahr der Wirtschaftsspionage ist brisant genug, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen und dass es bei der Europäischen Zentralbank eine Sicherheitslücke gibt, das haben die Domain Hacker im Juli diesen Jahres ja eindrucksvoll bewiesen. Ob nun sensible Daten oder nicht, das Ziel sollte sein, dass rein gar keine Daten in die falschen Hände gelangen und nicht, dass erst gehandelt wird, wenn das Kind im Brunnen schon fast ertrunken ist.
Viel wahrscheinlicher dürfte allerdings sein, dass die EZB und ihr Präsident sehr wohl um der Sicherheitslücken und um deren Wichtigkeit wissen und sich bei ihren Entscheidungen nur nicht ins Handwerk pfuschen lassen möchten, schon gar nicht von EU-Parlamentariern. Wäre ja auch zu dumm, wenn man sich dort jetzt vorwerfen lassen müsste, dass man jahrelang dem falschen Unternehmen vertraut hat.
Autor Wolfgang Wild
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