Sanktionen gegen Russland – User bald ohne Internet und Domain ?
Erst am Freitag sind neue Sanktionen gegen Russland in Kraft getreten, da ist es naheliegend sich zu fragen, wann das Land ohne Internet dastehen wird.
Wie sinnvoll oder wenig sinnvoll all die Sanktionen gegen Russland in Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sind, das soll dahingestellt bleiben. Fakt ist, bisher haben diese keinerlei Verbesserung herbeigeführt und selbst die deutsche Wirtschaft sieht diese mittlerweile differenzierter, sind doch schließlich auch viele deutsche Firmen in Russland bedroht in diesen Politik-Konflikt mit hineingezogen zu werden.
Ob geplant ist, das Land bald auch vom Internet abzuschneiden bleibt abzuwarten, auf jeden Fall denkt offenbar Russland selbst daran, sich hier eine gewisse Autonomie zu verschaffen und sein eigenes Internet aufzubauen.
Leider hat man 1990 noch nicht daran gedacht, als die Domain .su delegiert worden ist. Auch nicht, als man das gleiche 1994 und 2010 mit den Domains .ru und .pф machte. Dumm nur, dass die .ru-Domain ausgerechnet von einer amerikanischen Firma betrieben wird und mit Barack Obama sind es auch die Amerikaner, die mit Sanktionen drohen.
Den Domain-Nichtbesitz ignorierend ist man in Russland mittlerweile dazu übergegangen zumindest einen Notfallplan zu erstellen, wenn der Fall der Fälle eintritt und im Zuge weiterer Sanktionen der Fall, den niemand haben möchte, wirklich eintritt: Den Cut Russland’s vom globalen Internet.
Kreml-Berater Igor Schogolew stellt klar, dass es die eine Sache ist, Sanktionen zu verhängen, eine ganz andere, den Bürgern zuzumuten, dass wichtige Kommunikationswege abgeschnitten werden. Der Schutz des russischen Teils des Internets sei wichtig. Nicht nur für die Wirtschaft, auch für die Bürger und dies müsse man sicherstellen, egal welche Bedingungen vorherrschen, so Schogolew. Und damit hat Schogolew einen Hinweis darauf gegeben, wie wichtig das Internet derzeit wirklich ist und welch enorm hohen Stellenwert es denn eigentlich einnimmt. Wenn die Abschaltung einer virtuellen Welt dazu führen kann, dass ganze Länder sozusagen von der Außenwelt abgeschnitten werden können, ist das dann nicht ein Zeichen dafür, dass sich hier schnellstens etwas ändern muss? Sollte man hier nicht anfangen darüber nachzudenken, ob dies nicht vielleicht die Achillessehne der Welt darstellt?
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist sich nicht nur sicher, dass sich die Beziehung zu den direkten Nachbarn bald wieder bessern wird, sondern auch, dass Europa Putin und Russland braucht.
Die EU-Sanktionen, die sich vorwiegend auf den Finanz-, Energie- und Rüstungssektor auswirken, gehen so weit, dass russische Politiker mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt worden sind.
Eckard Cordes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft sieht es als besonders prekär an, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen nicht auf andere Märkte ausweichen können werden. Hier sei deren Existenz massiv bedroht, da wesentliche Teile ihrer Unternehmen sich in Russland befinden. Auch eine Entspannung der Lage sieht Cordes nicht. Eher den Beginn einer Sanktionsspirale, die der Wirtschaft schadet.
Sigmar Gabriel hofft indes, dass die neuen Sanktionen Putin zum Einlenken bewegen.
Die Frage hier ist aber wohl eher, wann Putin einlenken wird und ob Russland sich danach nicht noch aktiver Gedanken darüber machen wird, sich eine gewisse Autonomie zu erarbeiten, damit bei zukünftigen Konflikten nicht die gleichen Auswirkungen entstehen und Sanktionen erst gar nicht greifen können. Eigens verwaltete Domains könnten hier durchaus den Anfang machen und beim nächsten Mal ist es dann vielleicht Russland, welches sagt: „Du kommst hier nicht rein!“
Autor Wolfgang Wild, Domainsmalltalk