Keine Terroristen-Domains, auch nicht für mutmaßliche
Das Internet als Nachrichtenportal für Terrororganisation … wie praktisch! Nicht aber so mit dem Domain-Länderkürzel .is, denn dies gehört Island und dort will man mit Propaganda-Domains nicht in Verbindung gebracht werden.
Leider ist niemand vorher auf die Idee gekommen, dass der Terrorgruppe IS die Domainendung .is für eine potenzielle Propagandadomain gerade Recht kommt. Auch nicht, dass auch andere Terrorvereinigungen diese Endung für Domain-Nachrichten an ihre Mitglieder nutzen könnte. Wie auch? Ist dieses Verhalten doch an Dreistigkeit und Widerwärtigkeit kaum zu überbieten.
Im Norden Iraks und im nahen Syrien wurden in den letzten Monaten Gebiete von der Dschihadistengruppe IS erobert. Mittlerweile geht eine internationale Militärkoalition, angeführt von den USA, gegen die Terrorgruppe vor, die mit Videos von Enthauptungen für furchtbares Entsetzen gesorgt hatte.
Die Webseite khalifah.is, die seit Mitte September betrieben wurde, ist mittlerweile eingestellt worden. Laut der Zeitung „Morgunbladid“ wurde die Domain als Nachrichtenportal genutzt, und zwar für die Gefolgsleute der IS. Ebenso wurden hier Nachrichten hochgeladen, die für die US-Regierung bestimmt waren und mit den grausamen Enthauptungen in Zusammenhang standen.
Island wehrt sich mit der liberalen Isländischen Netz-Behörde gegen Propaganda- und Nachrichten-Domains, die die Endung .is ausnutzen wollten. Mit dem Erfolg, dass in Zukunft arabischsprachige Domains, die das Länderkürzel .is nutzten besser und genauer überwacht werden würden, so der Behördenchef Jens Petur Jensen. Gegenüber dem isländischen Rundfunksender RUV bekundete er damit seinen Unmut.
Als „widerlich“ und „kriminelles und monströses Verhalten“ bezeichnete Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson die Aktion der Organisation. Die Organisation mit dem Namen „IS“, die damit eine Verbindung zwischen ihrem Namen und der passenden Domain-Endung herstellen wollte.
Nicht nur, dass man anhand dieser neuen Schreckensmeldung sieht, wie wichtig es ist, dass die jeweiligen Neuregistrierungen von Webseiten genauestens überprüft werden sollen, es zeigt wieder einmal mehr, wie fortschrittlich und vernetzt diese gefährlichen Terroristenorganisationen wirklich sind. Lange wird es nicht dauern, bis Stimmen laut werden, die fordern, dass solchen und ähnlichen Vereinigungen und Organisationen jeglicher Zugang zum Internet verwehrt bleiben soll.
Man sieht aber auch sehr schön daran, wie heuchlerisch diese Organisationen in Wirklichkeit sind. Auf der einen Seite die westliche Welt und deren Ansichten verdammen, auf der anderen Seite aber deren Technologie für die eigene Propaganda nutzen.
Positiv ist, dass die meisten dieser Organisationen gehört werden wollen und dementsprechend laut und vehement ihre Weltanschauung kundtun. Je offensichtlicher und plakativer, desto einfacher sind terroristische Vereinigungen auch auszumachen und zum Glück dauert es dann nicht lange, bis Domains dieser Art wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Mit Sicherheit eine gute Idee diesen menschenverachtenden Machenschaften überhaupt erst gar keine Plattform zu bieten.
Zu hoffen bleibt hier nur, dass IS & Co nicht schon bald eine neue Endung entdeckt haben, die sie für ihre Zwecke missbrauchen können. Unter all den neuen und teilweise sehr kreativen Top-Level-Domains dürfte sich das ein oder andere finden lassen. Wichtig wäre, dass der Vorfall mit Island alle TLD Besitzer aufhorchen lässt und dazu führt, dass die Kontrollmaßnahmen verschärft werden. Kaum irgendein Internetnutzer möchte sich früher oder später auf eine dieser Webseiten wiederfinden oder miterleben, wie diese verkorkste Weltanschauung das Internet vergiftet. Wobei … im Grunde genommen können sie im Internet tun und lassen, was sie wollen und Webseiten mit Propaganda pflastern, wenn sie dafür in der wirklichen Welt die Menschen in Ruhe lassen!
Autor: Wolfgang Wild, Domainmagazin Domainsmalltalk